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Diabetes und Outdoor-Aktivitäten

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Diabetes und Aktivitäten im Freien: Unbeschwert Spaß haben

Körperlich aktiv zu bleiben, ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Diabetikern von entscheidender Bedeutung [1], und Outdoor-Aktivitäten sind eine gute Möglichkeit, sich fit zu halten und dabei Spaß zu haben [2]. 

Bei körperlicher Aktivität oder längeren Aufenthalten im Freien sind bei Typ-1-Diabetes allerdings möglicherweise zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen erforderlich [1, 3]. Es kann zum Beispiel sein, dass Sie Ihre Insulindosis oder andere Medikamente, die Sie einnehmen, anpassen müssen [1, 3]. Außerdem sollten Sie geeignetes Schuhwerk tragen [1], Ihre Mahlzeiten planen und unterwegs ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen [3]. 

Aber nur weil Sie Diabetes haben, heißt das nicht, dass Sie mit dem Sport aufhören oder auf Spaß verzichten müssen. Sie müssen nur etwas vorsichtiger sein. 

In diesem Artikel gehen wir auf einige der Vorsichtsmaßnahmen ein, die Sie bei Outdoor-Aktivitäten mit Diabetes beachten sollten. Ausserdem geben wir einen Überblick über diabetesfreundliche Aktivitäten und geben Tipps, wie Sie das Beste aus Ihrem Tag an der frischen Luft machen.

Verstehen, welchen Einfluss Diabetes auf Outdoor-Aktivitäten haben kann

Diabetes kann Bewegung und Aktivitäten im Freien auf verschiedene Weise beeinträchtigen. 

Zunächst einmal sollte man wissen, dass körperliche Aktivität nicht nur Sport ist [1, 3]. Körperliche Aktivität umfasst alle Tätigkeiten, bei denen man sich bewegt und Energie verbraucht [1, 3]. Dazu gehören geplante Aktivitäten wie Besuche im Fitnessstudio, aber auch alltägliche Aufgaben wie Putzen, Gartenarbeit oder das Laufen nach dem Bus [3]. 

Wie wirkt sich Bewegung auf den Blutzuckerspiegel aus?

Verschiedene Arten von Aktivitäten haben unterschiedliche Auswirkungen auf Ihren Blutzuckerspiegel [3]. 

So kann zum Beispiel aerobes Training wie Schwimmen, Radfahren oder Laufen Ihren Blutzuckerspiegel senken [3]. 

Andererseits kann anaerobes Training (wie Sprinten oder Gewichtheben) den Blutzuckerspiegel erhöhen [1, 3]. 

Einfluss der Außentemperatur auf Ihren Blutzucker

Wenn Sie sich im Freien aufhalten, sind Sie manchmal besonders hohen oder besonders niedrigen Temperaturen ausgesetzt, was sich auf Ihren Blutzuckerspiegel auswirken kann [4, 5]. Hohe Temperaturen können beispielsweise die Insulinverwertung im Körper verändern, und ein Sonnenbrand kann den Blutzuckerspiegel erhöhen [4]. Auch eine Dehydrierung kann den Blutzucker erhöhen [1, 4].

Andererseits kann ein Aufenthalt im Freien bei kalten Temperaturen dazu führen, dass der Blutzuckerspiegel aufgrund des Stresses, den die kalten Temperaturen auf den Körper ausüben, in die Höhe schiest und eine hormonelle Kettenreaktion auslöst [5].

Vorsichtsmaßnahmen bei der Ausübung körperlicher Aktivitäten

Wie jede körperliche Aktivität erfordern auch energieaufwendige Aktivitäten im Freien manchmal eine Anpassung der Behandlung, insbesondere wenn Sie Typ-1-Diabetes haben [1, 3]. 

Wenn Sie z.B. Typ-1-Diabetes haben und Gärtnern, Wandern oder mit Freunden Sport treiben, müssen Sie sicherstellen, dass Ihr Blutzucker im Zielbereich bleibt, indem Sie die Insulin- oder Kohlenhydratzufuhr anpassen [3]. Dazu müssen Sie Ihren Blutzucker häufiger als sonst messen [3]. 

Wenn bei sportlicher Betätigung keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, kann es bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und manchmal auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu Hypoglykämie-Episoden (besonders niedriger Blutzucker) oder Hyperglykämie (besonders hoher Blutzucker) kommen [1].

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Bewegung im Freien und Diabetes-Komplikationen

Wenn Sie aufgrund von Diabetes bestimmte Komplikationen entwickelt haben, sollten Sie bestimmte Aktivitäten im Freien vermeiden [1]. Wenn Sie beispielsweise am Grauen Star erkrankt sind, empfiehlt die American Diabetes Association (ADA), das Radfahren im Freien zu vermeiden, da es aufgrund der eingeschränkten Sicht gefährlich sein kann [1]. 

Die ADA empfiehlt außerdem, an sehr heißen oder sehr feuchten Tagen keinen Sport im Freien zu treiben, wenn Sie älter sind und Diabetes haben, um hitzebedingte Krankheiten zu vermeiden [1]. Aus demselben Grund empfiehlt die ADA, Sport im Freien zu vermeiden, wenn Sie unter folgenden Erkrankungen leiden [1]:

  • Autonome Neuropathie (Nervenschäden der inneren Organe)
  • Herz-Kreislauf-Komplikationen 
  • Lungenkrankheit

Vorteile von Aktivitäten im Freien bei der Behandlung von Diabetes 

Outdoor-Aktivitäten wie Sport mit Freunden, Gartenarbeit, Klettern oder Frisbee spielen im Park können eine gute Möglichkeit sein, um fit zu bleiben, die Vorteile körperlicher Aktivität zu nutzen und Spaß zu haben [2]. 

Bewegung hat eine Vielzahl von Vorteilen für Menschen mit Diabetes, einschließlich [1]:

  • Verbesserte Insulinsensitivität und geringere Insulinresistenz
  • Geringeres Risiko für Diabetes-Komplikationen [3]
  • Bessere Herzfunktion
  • Bessere Lungenfunktion
  • Stärkeres Immunsystem
  • Senkung des Blutzuckerspiegels (für Menschen mit Typ-2-Diabetes)
  • Niedrigerer Blutdruck 
  • Senkung der Werte bei „schlechtem“ Cholesterin und Triglyceriden

Darüber hinaus verbessert Bewegung bei Erwachsenen grundsätzlich die Körperkraft, die Muskelmasse, die Knochendichte und die geistige Gesundheit [1]. 

Nicht zuletzt kann die Ausschüttung von Glücksendorphinen nach dem Training das allgemeine Wohlbefinden verbessern und für gute Laune sorgen [3].

Die Vorteile eines Aufenthalts an der frischen Luft

Im Freien ist man eher körperlich aktiv und nutzt die Vorteile körperlicher Aktivität [6].

Und nicht nur das: Untersuchungen zeigen, dass der Aufenthalt im Freien zusätzliche gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass der Kontakt mit der Natur und mit Grünflächen die Gesundheit verbessern kann [7]:

  • Verringerung des Risikos von Typ-2-Diabetes 
  • Verringerung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Verringerung des Risikos eines vorzeitigen Todes 
  • Weniger Stress
  • Niedrigerer Blutdruck
  • Verbesserung der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens

Diabetesfreundliche Aktivitäten im Freien

Die meisten Aktivitäten im Freien sind für Menschen mit Diabetes geeignet, sofern sie die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen treffen [8]. Kein Sport ist besser als ein anderer. Wichtig ist, etwas zu finden, das Ihnen Spaß macht [2, 3]. 

Im Folgenden finden Sie einige Ideen für diabetesfreundliche Aktivitäten im Freien, die Ihnen den Einstieg erleichtern [1, 2, 3]:

  • Lange Spaziergänge und Wanderungen
  • Zügiges Gehen oder Joggen
  • Klettern
  • Kajakfahren
  • Frisbee-Spielen im Park
  • Sport mit Freunden, z.B. Fußball oder Korbball
  • Radfahren
  • Schwimmen
  • Gassigehen mit dem Hund 
  • Gartenarbeit oder Rasenmähen
  • Laufen oder Marathon-Training
  • Yoga oder Tai-Chi im Freien
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Vorbereitung auf Aktivitäten im Freien mit Diabetes

Die nachstehenden Tipps sollen Ihnen bei der Vorbereitung auf Aktivitäten im Freien helfen. 

Lagern Sie Ihr Material an einem sicheren Ort 

Wenn Sie eine Outdoor-Aktivität planen, sollten Sie für den Fall der Fälle Ihren Diabetesbedarf und einige Notfallartikel einpacken [5].

Schützen Sie Ihre Medikamente und Vorräte vor extremen Temperaturen [5]. Denken Sie daran, dass Insulin kühl gelagert werden sollte, geschützt vor direkter Hitze, aber auch vor Frost [4, 5]. Versuchen Sie stattdessen, es in einer Kühltasche bei optimaler Temperatur zu lagern [4].

Genug trinken

Für Menschen mit Diabetes ist es besonders wichtig, viel Wasser zu trinken [4]. 

Bei Diabetes ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man austrocknet, wodurch sich der Blutzucker erhöhen kann [4]. Auch einige Medikamente, die Sie einnehmen müssen, können eine Dehydrierung verursachen [4]. Wenn es draußen heiß ist, sollten Sie Wasser trinken, auch wenn Sie nicht durstig sind [4].

Packen Sie Snacks für den Fall einer Unterzuckerung ein

Neben ausreichender Flüssigkeitszufuhr sollten Sie auch etwas zu essen einpacken, falls Sie eine Unterzuckerung erleiden - ein niedriger Blutzuckerspiegel kann sehr ernst sein [9].

Wenn Ihr Blutzuckerspiegel niedrig ist, sollten Sie eine kleine Zwischenmahlzeit mit 15-30 Gramm Kohlenhydraten zu sich nehmen, z.B. zwei Esslöffel Rosinen, eine halbe Tasse Fruchtsaft oder ein normales kohlensäurehaltiges Getränk (nicht die kalorienarme Variante) [9]. Sie können auch Traubenzuckertabletten einnehmen, damit Ihr Blutzuckerspiegel nicht zu sehr abfällt, wenn Sie unterwegs sind und sich körperlich betätigen [9].

Pflegen Sie Ihre Füsse gut

Sie müssen auf Ihre Fussgesundheit achten, um diabetesbedingte Fussprobleme zu vermeiden [1]. Hier sind einige Tipps, wie Sie Ihre Füsse im Freien pflegen können:

  • Gehen Sie nicht barfuss, auch nicht am Strand oder im Schwimmbad [4]
  • Tragen Sie bequeme Baumwollsocken und Sportschuhe, wenn Sie Sport treiben [9]
  • Kontrollieren Sie Ihre Füsse nach einer Aktivität auf Blasen, Wunden, Schnitte oder andere Anzeichen von Hautreizungen [9]

Lesen Sie unseren Artikel über Diabetes und Fussgesundheit, um mehr darüber zu erfahren, warum die Pflege Ihrer Füße so wichtig ist.

Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker häufig und passen Sie Ihre Behandlung an

Die Kontrolle des Blutzuckerspiegels vor, nach und idealerweise auch während des Sports ist entscheidend, um den Blutzuckerspiegel im Rahmen zu halten [3, 9]. 

Wenn Ihr Blutzuckerspiegel niedrig ist, müssen Sie vor dem Sport Kohlenhydrate zu sich nehmen [3]. Wenn Ihr Blutzucker hoch ist, müssen Sie möglicherweise Ihre Insulindosis erhöhen [3]. Wenn Sie sich länger intensiv körperlich betätigen, müssen Sie vielleicht eine Pause einlegen und eine Kleinigkeit essen [3]. 

Ausserdem ist es wichtig, den Blutzucker direkt nach dem Training, aber auch noch einige Stunden danach zu messen, da er nach einem intensiven Training langsam weiter sinken kann [3]. Dadurch kann sich das Risiko einer Hypoglykämie erhöhen, besonders nachts [1]. Um dies zu verhindern, müssen Sie möglicherweise einen Snack vor dem Schlafengehen einnehmen oder Ihre Insulindosis anpassen [1].

Wenn Sie anstelle von oder zusätzlich zu Insulin andere Diabetesmedikamente einnehmen, muss möglicherweise auch deren Dosis angepasst werden, wenn Sie Sport treiben [1]. Sprechen Sie mit Ihrem Betreuungsteam über einen Plan für die Zeit, in der Sie körperlich aktiver sind [3], oder wenn Sie Hilfe bei der Anpassung Ihrer Insulindosis benötigen [4].

Körperliche Betätigung im Freien kann enorme Vorteile für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden bringen [1, 2]. Aktivitäten an der frischen Luft sind eine gute Möglichkeit, sich fit zu halten und dabei Spass zu haben [2], aber achten Sie darauf, dass Sie die notwendigen Vorkehrungen treffen, wenn Sie Diabetes haben [8].

Quellen

  1. Sheri R. Colberg, Ronald J. Sigal, Jane E. Yardley, Michael C. Riddell, David W. Dunstan, Paddy C. Dempsey, Edward S. Horton, Kristin Castorino, Deborah F. Tate; Physical Activity/Exercise and Diabetes: Stellungnahme der American Diabetes Association. Diabetes Care 1 November 2016; 39 (11): 2065–2079. https://doi.org/10.2337/dc16-1728
  2. American Diabetes Association (ADA), Putting the Fun in Fitness, aufgerufen am 23.08.2023, verfügbar unter: www.diabetes.org/healthy-living/fitness/putting-fun-fitness
  3. Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF), Exercise, aufgerufen am 23.08.2023, Verfügbar unter: www.jdrf.org.uk/knowledge-support/living-with-type-1-diabetes/everyday-life/exercise/
  4. Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Managing Diabetes in the Heat, aufgerufen am 23.08.2023, verfügbar unter: www.cdc.gov/diabetes/library/features/manage-diabetes-heat.html
  5. Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Managing Diabetes in Cold Weather, aufgerufen am 23.08.2023, verfügbar unter: www.cdc.gov/diabetes/library/features/managing-diabetes-cold-weather.html
  6. Beyer KMM, Szabo A, Hoormann K, Stolley M. Time spent outdoors, activity levels, and chronic disease among American adults. J Behav Med. 2018;41(4):494-503. doi:10.1007/s10865-018-9911-1, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6031452/
  7. Twohig-Bennett C, Jones A. The health benefits of the great outdoors: A systematic review and meta-analysis of greenspace exposure and health outcomes. Environ Res. 2018;166:628-637. doi:10.1016/j.envres.2018.06.030, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6562165/
  8. American Diabetes Association (ADA), Fitness, aufgerufen am 23.08.2023, Verfügbar unter: www.diabetes.org/healthy-living/fitness
  9. Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Get Active, aufgerufen am 23.08.2023, verfügbar unter: https://www.cdc.gov/diabetes/managing/active.html
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Essstörungen und Typ-1-Diabetes

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Essstörungen und Typ 1 Diabetes

Essstörungen sind bei Menschen mit Typ-1-Diabetes besorgniserregend häufig - Schätzungen zufolge leidet fast jeder Dritte (bis zu 30%) mit Typ-1-Diabetes an einer Essstörung [1, 2]. 

In diesem Artikel befassen wir uns mit den Ursachen von Essstörungen bei Typ-1-Diabetes, den Auswirkungen auf die Blutzuckereinstellung und der allgemeinen Gesundheit sowie mit der Frage, wo Sie bei Bedarf Hilfe und Behandlung erhalten. 

Überschneidung von Typ-1-Diabetes und Essstörungen

Die Diagnose Typ-1-Diabetes kann die Art und Weise verändern, wie man über Mahlzeiten und das Verhältnis zum Essen denkt [3].

Schätzungen zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes eine Essstörung oder ein gestörtes Essverhalten aufweisen, doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung [1, 2]. 

Zwar treten sie bei Frauen häufiger auf, doch können Essstörungen bei Typ-1-Diabetes beide Geschlechter betreffen [1]. Es gibt kaum Daten über die Prävalenz von Essstörungen bei Männern und Jungen mit Typ-1-Diabetes [1, 3]. In einer Studie wurde jedoch bei fast 16% der Männer unter 21 mit Typ-1-Diabetes ein gestörtes Essverhalten festgestellt [4].

Warum sind Essstörungen bei Menschen mit Diabetes so häufig?

Es gibt viele Gründe für ein gestörtes Essverhalten bei Diabetes [2]. Die meisten haben mit den besonderen Herausforderungen des Typ-1-Diabetes zu tun; Essstörungen sind häufig die Folge des starken Drucks, den ein Leben mit Diabetes mit sich bringt [2, 3]:

  • Ständiger Fokus auf Lebensmittelqualität und Nährstoffe
  • Ständiges Achten auf Kohlenhydrate und Kalorien in Lebensmitteln
  • Bei regelmässigen Diabetesuntersuchungen auf das Gewicht achten
  • Behandlung von Hypoglykämie (Unterzuckerung) durch Essen, auch wenn man keinen Hunger hat, was zu einer Gewichtszunahme führen kann, die wiederum Schuldgefühle hervorruft 
  • Schamgefühle wegen der Schwierigkeit, mit Diabetes umzugehen oder ein Zielgewicht zu halten
  • Gewichtszunahme als Nebenwirkung der Insulinbehandlung
  • Angst vor Hypoglykämie, die zu übermässigem Essen führen kann 
  • Intensive Kontrolle durch Familie, Freunde oder soziale Medien in Bezug auf den Umgang mit Diabetes und darauf, was gegessen werden darf und was nicht 
  • Negatives Körperbild und unrealistische Schönheitserwartungen, die durch die Gesellschaft verstärkt werden [3]
  • Der Versuch, „perfekt“ zu sein, wenn es darum geht, optimale Blutzuckerziele zu erreichen [5]
  • Diabetes-Distress und andere Diabetes-bedingte psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände
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"Diabulimie" - ein Überblick

"Diabulimie" ist ein nichtmedizinischer Begriff, der eine Essstörung bei Menschen mit Typ-1-Diabetes beschreibt [2, 3]. In den letzten Jahren ist der Begriff durch die genauere Formulierung „Typ-1-Diabetes und Essstörung“ oder T1DE ersetzt worden [2]. 

Manche Menschen mit T1D reduzieren bewusst ihre Insulindosis, um Gewicht zu verlieren [1]. Eine Reduzierung des Insulins, mit dem Typ-1-Diabetes behandelt werden soll, kann jedoch zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führen (Hyperglykämie) [1]. 

Wenn dem Körper nicht genügend Insulin zur Verfügung steht, um den überschüssigen Blutzucker abzubauen und zur Energiegewinnung zu nutzen, verwendet er stattdessen Fett (ein Stoffwechselzustand, der als Ketose bezeichnet wird) [3]. Dies führt zu einem Gewichtsverlust, kann aber auch zu einer ernsten Erkrankung, der diabetischen Ketoazidose (DKA), führen [1, 3]. DKA ist ein medizinischer Notfall, der unbehandelt zum Koma oder sogar zum Tod führen kann [3].

Nach Angaben der American Diabetes Association (ADA) schränkt ein Drittel der Frauen mit Typ-1-Diabetes die Insulineinnahme ein, um Gewicht zu verlieren [1]. Bei Frauen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren ist der Anteil noch höher [1].

Diabetes und andere Essstörungen

Nicht alle Essstörungen bei Diabetes hängen mit der Einschränkung oder dem Weglassen von Insulin zusammen [3]. Menschen mit Typ-1-Diabetes können genau wie Menschen ohne Diabetes andere Arten von Essstörungen entwickeln [1, 3]. 

Dazu gehören:

  • Anorexie (oder Anorexia nervosa). Diese zeichnet sich durch eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers und Angst vor Übergewicht aus [1]. Die Betroffenen verweigern die Aufnahme von Nahrung, indem sie nicht essen, erbrechen, abführen oder exzessiv Sport treiben [1, 3]. 

 

  • Bulimie (oder Bulimia nervosa). Menschen mit Bulimie haben Essanfälle mit unkontrollierter Nahrungsaufnahme (d.h. sie essen grosse Mengen an Nahrungsmitteln sehr schnell), auch bekannt als Binge-Eating. Danach werden sogenannte gegenregulatorische Massnahmen ergriffen (selbstinduziertes Erbrechen oder Einnahme von Abführmitteln) in einem sich wiederholenden Zyklus [1]. 

 

  • Binge-Eating-Störung (ausser Kontrolle geratenes Essverhalten). In diesem Zustand essen die Betroffenen zwanghaft über das Sättigungsgefühl hinaus [1]. Obwohl nach einem Binge-Eating-Anfall keine Gegenmassnahmen folgen, empfinden die Betroffenen danach häufig Schuld- und Schamgefühle [1]. 

 

  • Nicht näher bezeichnete Essstörungen (EDNOS). Unter diesen Begriff fällt gestörtes Essverhalten, das nicht in die oben genannten Kategorien fällt [1]. Auch dieser Zustand ist jedoch schwerwiegend [1]. Menschen mit EDNOS können einige Merkmale von Anorexie oder Bulimie aufweisen, aber nicht alle, oder sie haben unregelmässige Essanfälle, z.B. wenn sie gestresst sind [1]. 

Die Prävalenz dieser Störungen kann variieren. Laut ADA ist Bulimie beispielsweise die häufigste Essstörung bei Frauen mit Typ-1-Diabetes, während Binge-Eating eher bei Frauen mit Typ-2-Diabetes vorkommt [1].

Auswirkungen von Essstörungen auf Ihre Gesundheit

Essstörungen sind mit schwerwiegenden medizinischen Risiken verbunden und belasten die Organe des Körpers [4].

Bei Typ-1-Diabetes führen Essstörungen zu einer schlechten Blutzuckereinstellung, was zu einer Vielzahl von Komplikationen und Gesundheitsrisiken führt [4]. Wie bereits erwähnt, kann ein hoher Blutzuckerspiegel aufgrund einer Insulinrestriktion zu einer DKA führen, die ernste gesundheitliche Probleme verursachen kann [3]. Auf lange Sicht kann das häufige Vorhandensein von Ketonen im Körper eine Reihe von langfristigen Gesundheitsproblemen verursachen [4].

Weitere langfristige Auswirkungen von Essstörungen bei Typ-1-Diabetes können sein:

  • Gastroparese, bei der die Nahrung nicht schnell genug vom Magen in den Dünndarm gelangt [5]
  • Komplikationen, die kleinere Blutgefässe betreffen, wie Retinopathie, Nephropathie und Neuropathie [4]. Diese Diabetes-Komplikationen beginnen bei Menschen mit Essstörungen bereits in einem viel jüngeren Alter [4]. 
  • Höheres Risiko eines vorzeitigen Todes [4]

Erkennen von Essstörungen: Symptome und Warnzeichen

Wir konnten bereits feststellen, dass Essstörungen schwerwiegend und sogar lebensbedrohlich sein können 3]. 

Das Erkennen der Anzeichen und Symptome einer Essstörung ist entscheidend, um sich so schnell wie möglich behandeln zu lassen und die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden zu erhalten [3]. Auch für Familienmitglieder oder Freunde, die sich Sorgen um ihre Angehörigen machen, ist es von Vorteil, wenn sie die Warnzeichen kennen. 

Mögliche Warnzeichen für Essstörungen [1]: 

  • Ein unerklärlicher Anstieg des Blutzuckerspiegels, der sich aus den Ergebnissen des A1C-Tests ergibt
  • Wiederkehrende, unerklärliche Episoden einer diabetischen Ketoazidose
  • Übermässige Beschäftigung mit dem eigenen Körperbild oder der Körpergrösse
  • Exzessive körperliche Betätigung und wiederholtes Auftreten von trainingsbedingter Hypoglykämie
  • Essen von sehr kalorienarmen Mahlzeiten
  • Ausbleiben der Regelblutung oder gar keine Regelblutung

Weitere Symptome und Verhaltensweisen, die auf eine Essstörung hindeuten können [5]:

  • Strenge Einschränkung der Lebensmittel, die sich am stärksten auf den Blutzuckerspiegel auswirken, wie Kohlenhydrate
  • Binge-Eating und Purging 
  • Keine Insulineinnahme oder Vernachlässigung der Diabetesversorgung
  • Sehr niedriges Körpergewicht 
  • Zwanghaftes Kontrollieren des Blutzuckerspiegels (z.B. 15 Mal am Tag)

Aus psychologischer Sicht erleben Menschen mit Essstörungen auch [5]:

  • Schuld- und Schamgefühle wegen ihrer Essstörung
  • Perfektionismus in Bezug auf den Blutzuckerspiegel (z.B. nie einen bestimmten Wert überschreiten zu wollen)
  • Der Glaube, dass weniger Insulin besser ist oder dass Insulin dick macht

Wenn Ihnen etwas davon bekannt vorkommt und Sie das Gefühl haben, dass Sie mit dem Essen zu kämpfen haben, ist es an der Zeit, Hilfe zu holen [3]. Frühzeitige Hilfe ist der Schlüssel für Ihre kurz- und langfristige Gesundheit und Ihr Wohlbefinden [3].

Hilfe bei Essstörungen suchen

Wenn Sie oder ein Ihnen nahestehender Mensch unter Essstörungen leiden, kann es hilfreich sein, sich an Ihr Diabetesteam zu wenden [3]. 

Die Behandlung ist wahrscheinlich fachübergreifend, d.h. sie nimmt die Hilfe mehrerer Fachleute in Anspruch, einschliesslich eines Spezialisten für seelische Gesundheit, eines Endokrinologen und eines Ernährungswissenschaftlers [3, 5].

Denken Sie daran, dass Ihr Gesundheitsteam nicht über Sie urteilt, sondern Sie unterstützen und Ihnen helfen soll [5]. Seine Aufgabe ist es, ein vertrauensvolles und unterstützendes Umfeld für Sie zu schaffen, damit Sie die ersten Schritte zur Genesung unternehmen können [5]. 

Ein Spezialist für seelische Gesundheit, der Erfahrung mit Diabetes hat, kann helfen, Essstörungen zu bekämpfen [3]. Fragen Sie Ihr Betreuungsteam um Rat. Eine kurze Internetsuche nach „Essstörungen“ zeigt Ihnen ausserdem spezialisierte Wohlfahrtsverbände und Beratungsstellen in Ihrer Nähe an.

Die Herausforderungen eines Lebens mit Diabetes mit Selbstkontrolle des Essverhaltens, Gewichtskontrolle, Zählen von Kohlenhydraten und ungebetene Ratschläge von Verwandten oder Fremden können manchmal zu viel werden [2, 3]. Bei manchen kann dieser Druck zu Essstörungen führen [1, 2]. Wenn Sie oder ein Ihnen nahestehender Mensch mit einer Essstörung zu kämpfen haben, wenden Sie sich an Ihr Betreuungsteam. Eine frühzeitige Behandlung kann Komplikationen verringern und die Gesundheit erhalten [4].

Quellen

  1. American Diabetes Association (ADA), Types of Eating Disorders. Aufgerufen am 24.08.2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/healthy-living/mental-health/eating-disorders
  2. Partridge, Helen, Carla Figueiredo, Lindsey Rouse, Caroline Cross, Claire Pinder, Jacqueline Ryder, Michelle Bennett und Nicola Stacey. "Type 1 Diabetes and Disordered Eating (T1DE): The ComPASSION Project – Wessex." Practical Diabetes 37, Nr. 4 (2020): 127-132. https://doi.org/10.1002/pdi.2286
  3. Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF), Type 1 Diabetes and Eating Disorders. Aufgerufen am 24.08.2023. Verfügbar unter: www.jdrf.org/t1d-resources/living-with-t1d/food-and-diet/eating-disorders/
  4. Hanlan ME, Griffith J, Patel N, Jaser SS. Eating Disorders and Disordered Eating in Type 1 Diabetes: Prevalence, Screening, and Treatment Options [Onlineveröffentlichung vor der Print-Ausgabe, 12. Sept. 2013]. Curr Diab Rep. 2013;10.1007/s11892-013-0418-4. doi:10.1007/s11892-013-0418-4, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4002640/
  5. Ann E. Goebel-Fabbri, Nadine Uplinger, Stephanie Gerken, Deborah Mangham, Amy Criego, Christopher Parkin; Outpatient Management of Eating Disorders in Type 1 Diabetes. Diabetes Spectr 1. Januar 2009; 22 (3): 147–152. https://doi.org/10.2337/diaspect.22.3.147
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Diabetes und Krankheit: Wie wirken sich Krankheiten auf den Blutzuckerspiegel aus?

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Diabetes Typ 1 & Krankheit? Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel

Wenn man Typ-1-Diabetes hat, können Erkältungen oder Grippe die Dinge noch komplizierter machen. Krankheiten können sich auf Ihren Diabetes auswirken und dazu führen, dass Ihr Blutzucker in die Höhe schiesst oder abfällt, so dass er schwieriger als sonst zu kontrollieren ist [1, 2].

Wenn man Diabetes hat, ist es gut zu wissen, wie man sich verhält, wenn man krank ist oder sich nicht wohl fühlt. Ausserdem ist es hilfreich zu wissen, wie genau sich Krankheiten auf den Blutzuckerspiegel auswirken können und wie man an Krankheitstagen mit Diabetes umgeht. 

Wie sich Krankheiten auf Diabetes auswirken

Wenn Sie an einer Erkältung, Grippe, einem Magen-Darm-Infekt oder einer anderen akuten Krankheit leiden, kann es schwieriger werden, Ihren Diabetes zu kontrollieren [1, 2]. 

Das liegt daran, dass der Körper bei der Bekämpfung der Krankheit chemische Stoffe wie Zytokine, also Proteine, die vom Immunsystem freigesetzt werden, und Stresshormone freisetzt [1]. Diese Chemikalien wiederum erhöhen den Blutzuckerspiegel und erhöhen den Insulinbedarf [1].

Die während der Krankheit freigesetzten chemischen Stoffe können zusammen mit der Insulininsuffizienz das Risiko von Diabetes-Komplikationen, wie z.B. der diabetischen Ketoazidose, erhöhen [2, 3]. Wenn Ihr Körper nicht genügend Insulin hat, verbrennt er bevorzugt Fett anstatt Glukose und zerlegt es in Ketone [2]. Zu viele und zu schnell produzierte Ketone können eine diabetische Ketoazidose verursachen [2].  

Krankheiten, wie Erbrechen oder Durchfall, können auch dazu führen, dass Sie keine Nahrung bei sich behalten, nicht so viel wie sonst essen oder nicht die Dinge essen können, die Sie normalerweise essen würden. All das kann Ihren Blutzuckerspiegel beeinflussen [2].

Regeln für Krankheitstage: Tipps für den Umgang mit Diabetes und Krankheit 

Wenn Sie sich krank fühlen und Diabetes haben, empfehlen Expertenorganisationen, bestimmte Richtlinien zu befolgen, die wir im Folgenden vorstellen [3]. Diese Tipps werden manchmal auch als "Regeln für Krankheitstage" bezeichnet. Sie helfen, den Blutzucker zu kontrollieren und Komplikationen zu vermeiden, während Sie krank sind [3, 4, 5].

Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Diabetesteam einen Plan für den Umgang mit Krankheitstagen besprechen und erstellen, damit Sie vorbereitet sind [6]. 

Genug trinken

Wenn Sie krank sind, sollten Sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen [4, 6]. Wenn Sie unter Übelkeit oder Erbrechen leiden, versuchen Sie, den ganzen Tag über alle 15 Minuten kleine Schlücke zu trinken oder an Eiswürfeln zu lutschen [4, 6].

Achten Sie darauf, dass Sie genug essen

Ausreichende Kalorienzufuhr ist ebenso wichtig wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr [3]. 

Versuchen Sie, so zu essen, wie Sie es normalerweise tun würden [2], auch wenn Ihnen nicht danach ist. Nach Angaben der amerikanischen Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sollten Sie versuchen, alle vier Stunden 50 Gramm Kohlenhydrate mit der Nahrung aufzunehmen [2]. Wenn das zu schwer ist oder Sie das Essen nicht bei sich behalten können, müssen Sie vielleicht zu zuckerhaltigen Getränken greifen [2]. 

Wenn Sie aufgrund von unzureichender Ernährung eine Unterzuckerung erleiden (Ihr Blutzucker fällt unter Ihre Zielwerte), befolgen Sie die 15-15-Regel, um Ihren Blutzucker wieder in die Normwerte zurückzuführen [4]. Nehmen Sie 15 Gramm einfache Kohlenhydrate zu sich, die leicht aufgenommen werden können (z.B. Honig, Marmelade, Gummibärchen oder Saft), warten Sie 15 Minuten und testen Sie dann erneut Ihren Blutzucker [4].

In unserem Artikel erfahren Sie mehr über Unterzuckerung und was Sie tun können.

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Testen Sie Ihren Blutzucker 

Wenn Sie krank sind, sollten Sie Ihren Blutzuckerspiegel tagsüber und nachts häufiger als sonst messen [4]. 

Eine gute Faustregel ist alle zwei bis drei Stunden [4]. Wenn Sie ein kontinuierliches Glukosemessgerät (CGM) haben, sollten Sie es häufiger im Auge behalten [4]. 

Keton-Test 

Wenn Ihr Körper nicht genügend Insulin hat, kann er zu viele Ketone bilden, wodurch sich das Risiko einer diabetischen Ketoazidose erhöht [2, 6].

Der Keton-Test ist zur Vorbeugung einer diabetischen Ketoazidose unerlässlich [3]. Ihr Diabetesteam wird Ihnen beibringen, wie Sie Ihren Ketonspiegel überprüfen können. 

Rufen Sie sofort Ihren Arzt oder Ihr Pflegeteam an, wenn der Test hohe Ketonwerte anzeigt - Sie müssen möglicherweise sofort behandelt werden [2]. Ohne Behandlung kann eine schwere Ketoazidose zu lebensbedrohlichen Problemen wie Koma führen [2, 6].

Die ADA empfiehlt, bei Krankheit alle vier bis sechs Stunden einen Keton-Test durchzuführen [6]. 

Die folgenden Anzeichen weisen auf eine diabetische Ketoazidose hin [6]:

  • Hoher Blutzucker
  • Hohe Ketonkonzentrationen in Urin oder Blut
  • Durstgefühl oder trockener Mund 
  • Häufigeres Urinieren als sonst
  • Schläfrigkeit oder Verwirrtheit
  • Errötetes Gesicht
  • Übelkeit, Erbrechen oder Unterleibsschmerzen 
  • Schwierigkeiten beim Atmen
  • Fruchtiger Atem

Rufen Sie sofort Ihren Arzt an, wenn Sie eines dieser Symptome bei sich feststellen [6]. 

Nehmen Sie Ihr Insulin weiter ein 

Wenn Ihr Blutzuckerspiegel während der Krankheit im Normbereich liegt, nehmen Sie das Insulin wie gewohnt weiter ein [2]. Nehmen Sie Ihr Insulin, auch wenn Sie sich krank fühlen oder sich übergeben müssen [7]. 

Wenn Ihr Blutzucker jedoch zu stark abfällt (Hypoglykämie) oder zu stark ansteigt (Hyperglykämie), müssen Sie Ihre Insulindosis möglicherweise anpassen [3, 5].

Sprechen Sie mit Ihrem Betreuungsteam darüber, wie und wann Sie Ihre Insulindosis im Krankheitsfall anpassen müssen [6, 7]. Sie können sich auch an Ihr Betreuungsteam wenden, wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie mit Ihrer Krankheit alleine zurechtkommen [5].

Weitere Tipps und Vorsichtsmassnahmen

Bei Erkältung oder Grippe empfiehlt die ADA, mit dem Arzt zu besprechen, welche Medikamente eingenommen werden sollen [6]. Sogar rezeptfreie Medikamente können den Blutzuckerspiegel beeinflussen oder mit Ihrer aktuellen Diabetesmedikation in Konflikt geraten [6]. 

Wenn Sie ein kontinuierliches Glukosemessgerät (CGM) tragen, denken Sie daran, dass die Sensoren mancher Marken durch Paracetamol beeinträchtigt werden können [4]. Erkundigen Sie sich deshalb bei Ihrem Hersteller. Sollte dies der Fall sein, stellen Sie sicher, dass Sie zusätzliche Blutzuckermessungen mit einem regelmässigen Fingerstich-Messgerät durchführen [4].

Tipps für den Umgang mit Krankheiten bei Kindern mit Diabetes

Nach Angaben der International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD) sollte das Betreuungsteam Ihres Kindes Sie und Ihr Kind über die Richtlinien für Krankheitstage aufklären, einschliesslich der Anpassung der Insulindosis [12]. 

Darüber hinaus nennt die ISPAD mehrere wichtige Regeln für das Krankheitsmanagement bei Kindern mit Typ-1-Diabetes, darunter [12]:

  • Der Blutzucker sollte alle drei bis vier Stunden, auch nachts, kontrolliert werden; Ketone im Blut oder Urin sollten ebenfalls überwacht werden.
  • Je nach Ergebnissen des Blutzuckermessgeräts kann eine Anpassung der Insulindosis erforderlich sein, aber es darf keinesfalls abgesetzt werden! 
  • Während der Behandlung der akuten Erkrankung (oder der Verschlimmerung der Symptome) sollte das Kind ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Brühe oder Hühnersuppe sind für die Flüssigkeitszufuhr bei Kindern besser geeignet als reines Wasser, insbesondere wenn sie erbrechen oder Durchfall haben. 

Bei sehr kleinen Kindern, z.B. Vorschulkindern, kann sich eine Unterzuckerung anders äussern als bei Erwachsenen [13]. Anzeichen einer Hypoglykämie sind unter anderem [13]:

  • Reizbarkeit 
  • Unruhe 
  • Schweigsamkeit
  • Dickköpfigkeit 
  • Wutanfälle 

Weitere Informationen finden Sie in unserem ausführlichen Leitfaden zur Erkennung und Behandlung von Hypoglykämie bei Kindern.

Wenn Sie an Diabetes leiden, können Krankheiten dazu führen, dass Ihr Blutzuckerspiegel schwankt [1, 2]. Um Komplikationen vorzubeugen, sollten Sie Ihren Blutzucker und Ihre Ketone genau überwachen und die oben genannten Regeln für Krankheitstage beachten [3, 6]. 

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrem Diabetes-Team, wenn Sie unsicher sind, was zu tun ist, wenn Sie Ihren Blutzucker nicht wieder in den Normbereich bringen oder wenn Sie Anzeichen von Komplikationen zeigen [5, 6].

Quellen

  1. Egi M, Furushima N, Makino S, Mizobuchi S. Glycemic control in acute illness. Korean J Anesthesiol. 2017;70(6):591-595. doi:10.4097/kjae.2017.70.6.591, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5716815/
  2. Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Managing Sick Days, Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/diabetes/managing/flu-sick-days.html
  3. Auchterlonie A, Okosieme OE. Preventing diabetic ketoacidosis: do patients adhere to sick-day rules?. Clin Med (Lond). 2013;13(1):120. doi:10.7861/clinmedicine.13-1-120, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5873695/
  4. American Diabetes Association (ADA), If You Get Sick, Know What to Do, Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/coronavirus-covid-19/know-what-to-do
  5. Watson KE, Dhaliwal K, Robertshaw S, et al. Consensus Recommendations for Sick Day Medication Guidance for People With Diabetes, Kidney, or Cardiovascular Disease: A Modified Delphi Process. Am J Kidney Dis. 2023;81(5):564-574. doi:10.1053/j.ajkd.2022.10.012, https://www.ajkd.org/article/S0272-6386(22)01054-X/fulltext
  6. American Diabetes Association (ADA), Preparing for Sick Days, Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/diabetes/treatment-care/planning-sick-days
  7. National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK), Take Care of Your Diabetes During Sick Days & Special Times, Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://www.niddk.nih.gov/health-information/diabetes/overview/managing-diabetes/sick-days-special-times
  8. KnowDiabetesByHeart, Flu: There's a Vaccine for That, Aufgerufen am 04.12.2023. Verfügbar unter: https://www.knowdiabetesbyheart.org/articles/flu-theres-a-vaccine-for-that/
  9. American Diabetes Association (ADA), About Diabetes: Vaccinations, Aufgerufen am 04.12.2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/about-diabetes/vaccinations
  10. American Diabetes Association (ADA), Getting Sick: COVID-19 Vaccination Guide, Aufgerufen am 04.12.2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/getting-sick-with-diabetes/coronavirus-covid-19/vaccination-guide
  11. Diabetes UK, Coronavirus Vaccines and Diabetes, Aufgerufen am 04.12.2023. Verfügbar unter: https://www.diabetes.org.uk/about_us/news/coronavirus-vaccines
  12. Laffel LM, Limbert C, Phelan H, Virmani A, Wood J, Hofer SE. ISPAD Clinical Practice Consensus Guidelines 2018: Sick day management in children and adolescents with diabetes. Pediatr Diabetes. 2018;19 Suppl 27:193-204. doi:10.1111/pedi.12741. https://doi.org/10.1111/pedi.12741
  13. Abraham MB, Karges B, Dovc K, et al. ISPAD Clinical Practice Consensus Guidelines 2022: Assessment and management of hypoglycemia in children and adolescents with diabetes. Pediatr Diabetes. 2022;23(8):1322-1340. doi:10.1111/pedi.13443. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10107518/
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10 gängige Diabetes-Mythen widerlegt

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Es gibt eine Reihe von gängigen Missverständnissen und Mythen über Diabetes, die in der Bevölkerung weit verbreitet sind [1, 2].

Diese falschen Vorstellungen und Darstellungen von Diabetes können schädlich sein, da sie zu einer ungerechtfertigten Stigmatisierung und zu Vorurteilen im Zusammenhang mit der Krankheit führen und einer angemessenen Diabetesversorgung und -behandlung im Weg stehen [1, 2, 3]. 

Es ist wichtig, mehr über Diabetes zu wissen und sich genau zu informieren, wenn es um den Umgang mit der Krankheit geht [2]. In diesem Artikel räumen wir mit 10 weit verbreiteten Diabetes-Mythen auf und werfen einen Blick auf die Fakten dahinter, damit Sie und Ihre Angehörigen die Krankheit besser verstehen. Fangen wir an.  

1. Diabetes betrifft nur Menschen, die übergewichtig oder fettleibig sind

Viele der Mythen, die sich um Diabetes ranken, sind auf die Verwechslung von Typ-1- und Typ-2-Diabetes zurückzuführen [3]. Das Verstehen der Unterschiede zwischen diesen beiden Diabetestypen ist der Schlüssel zur Verbesserung der Diabetesaufklärung und des Lebens der Betroffenen [3]. 

Typ-1-Diabetes wird nicht durch Übergewicht oder Fettleibigkeit verursacht [4]. Sie wird durch eine „Fehlzündung“ des Immunsystems verursacht, bei der das körpereigene Immunsystem fälschlicherweise die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreift [4]. Jeder kann sie entwickeln, unabhängig von Körperform und Grösse [4]. Tatsächlich haben die meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes ein normales Gewicht [5].

Bei Typ-2-Diabetes ist Übergewicht oder Fettleibigkeit tatsächlich ein Risikofaktor [6]. Allerdings stellt Übergewicht zwar ein Risiko dar, ist aber nicht der einzige Risikofaktor für Typ-2-Diabetes [6]. Weitere Risikofaktoren sind [6]:

  • Wie viel man sich bewegt 
  • Familiengeschichte
  • Ethnische Zugehörigkeit 
  • Alter 

Hier gilt es noch zu erwähnen, dass viele Menschen, die Typ-2-Diabetes entwickeln, ein normales Gewicht haben [6]. 

2. Diabetes bedeutet, dass man keinen Zucker essen darf

Menschen mit Diabetes, egal ob Typ 1 oder Typ 2, können zuckerhaltige Lebensmittel wie Schokolade, Süssigkeiten und Nachspeisen essen - solange sie in kleinen Mengen und im Rahmen eines gesunden Ernährungsplans verzehrt werden [4, 6]. 

Die Vorstellung, dass Diabetes durch Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel verursacht wird, ist falsch [2], ebenso wie die Vorstellung, dass Menschen mit Diabetes keinen Zucker oder kein Obst essen dürfen [4, 6, 7]. 

Der beste Weg, Diabetes in den Griff zu bekommen, ist die korrekte Einnahme der verordneten Medikamente, eine gesunde Ernährung, ein gesunder Lebensstil und die regelmässige Kontrolle des Blutzuckerspiegels [4, 6, 8]. 

Die Begrenzung von Zuckerzusatz ist wichtig für eine gesunde Ernährung (unabhängig davon, ob man Diabetes hat oder nicht), aber nicht der einzige Faktor [6]. Der Verzicht auf industriell verarbeitete Lebensmittel, der Verzehr von viel Gemüse und Vollkorngetreide anstelle von raffinierten Mehlen sind wichtige Säulen einer gesunden Ernährung bei Diabetes [6]. 

Obst enthält natürlichen Fruchtzucker und ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, so dass sein Verzehr auch bei Diabetes erlaubt ist [7]. 

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Was kann den Blutzuckerspiegel beeinflussen?

Wenn Sie an Diabetes leiden, wird Ihr Blutzuckerspiegel durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, unter anderem durch Ihre Ernährung und Ihren Lebensstil und nicht nur durch zuckerhaltige Lebensmittel [2, 8].

So können beispielsweise stärkehaltige Lebensmittel wie Kartoffeln und Nudeln den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben, da sie mehr Kohlenhydrate enthalten [6]. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sie völlig vermeiden muss [6]. Ein Gespräch mit Ihrem Betreuungsteam oder einem Ernährungsexperten kann Ihnen helfen, einen gesunden Ernährungsplan für Sie zu erstellen [6].

Andere Dinge, die bei Diabetes zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen können, sind [8]:

  • Essen von zu grossen Mahlzeiten oder von mehr Kohlenhydraten als gewöhnlich
  • Bewegungsmangel
  • Unzureichende Insulineinnahme
  • Krankheiten wie Erkältung oder Grippe
  • Stress
  • Menstruationsblutung

3. Es gibt nur eine Form von Diabetes

Die meisten Menschen haben schon von Diabetes gehört, wissen aber vielleicht nicht, dass es mehr als einen Typ gibt [4].

Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes - die beiden häufigsten Typen - sind zwei unterschiedliche Erkrankungen, die jedoch häufig verwechselt werden [4]. 

Hier sind einige wesentliche Unterschiede:

  • Bei Typ 1 produziert der Körper überhaupt kein Insulin [4]. Bei Typ 2 wird zwar etwas, aber nicht genug Insulin produziert, oder das produzierte Insulin wird nicht richtig genutzt [4] 
  • Typ 1 wird in der Regel bei jungen Erwachsenen oder Kindern diagnostiziert, während Typ 2 in der Regel ab einem Alter von 40 Jahren auftritt [4]
  • Wenn Sie an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, müssen Sie jeden Tag testen und Insulin verwenden (und ausserdem eine gesunde Ernährung und Lebensweise einhalten). Typ 2 lässt sich bei manchen Menschen durch eine Änderung der Lebensweise und der Ernährung in den Griff bekommen (obwohl manchmal auch Medikamente oder Insulin benötigt werden) [4] 

Bei beiden Arten handelt es sich um ernsthafte Erkrankungen, die unbehandelt zu Komplikationen führen und sogar lebensbedrohlich sein können [6]. 

Tatsächlich verdoppelt ein unbehandelter Diabetes das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden und verursacht jedes Jahr mehr Todesfälle als Brustkrebs und AIDS zusammen [6].  Glücklicherweise lässt sich das Risiko von Komplikationen durch eine angemessene Umstellung des Lebensstils und die Einnahme von Medikamenten erheblich verringern [6].

4. Menschen mit Diabetes sollten "diabetische" Lebensmittel verzehren

Menschen mit Diabetes brauchen keine Spezialnahrung [6]. 

Nach Angaben der American Diabetes Association (ADA) können selbst Lebensmittel, die als "diabetesfreundlich" bezeichnet werden, den Blutzuckerspiegel erhöhen und Zuckeralkohole enthalten, die abführend wirken [6]. Ausserdem sind sie in der Regel teurer [6].

Eine gesunde Ernährung für Menschen mit Diabetes, ist einer gesunden Ernährung für Menschen ohne diese Krankheit, sehr ähnlich [6]. 

5. Diabetes ist ansteckend

Der Glaube, dass Typ-1- oder Typ-2-Diabetes ansteckend ist, ist ein weit verbreitetes Märchen [2, 3, 6]. 

Obwohl Wissenschaftler noch nicht vollständig verstehen, warum manche Menschen Diabetes entwickeln und andere nicht, wissen sie mit Sicherheit, dass die Krankheit nicht wie eine Erkältung weitergegeben werden kann [6].  

6. Menschen mit Diabetes können ihre Zehennägel nicht selbst schneiden

Menschen mit Diabetes können ihre Zehennägel selbst schneiden. 

Diabetes erhöht allerdings das Risiko von Komplikationen an den Füssen, darunter Nervenschäden oder verminderte Durchblutung, so dass gewisse Vorsichtsmassnahmen zu treffen sind, um Ihre Füsse zu schützen [9]. 

Ihr Diabetesteam erstellt mit Ihnen gemeinsam einen Fusspflegeplan und leitet Sie bei der Fusspflege an [9].

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Es wird weiterhin empfohlen, die Zehennägel bei Bedarf zu schneiden [9]. Das Schneiden der Zehennägel in gerader Richtung - nicht um die Ecken herum - mit einer Fussnagelschere und das sanfte Feilen der Nägel beugen eingewachsenen Zehennägeln und Schnitten vor [9]. Ein Podologe oder eine andere Person kann Ihnen helfen, wenn Sie Ihre Zehennägel nicht selbst schneiden können [9].

Weitere Informationen über diabetische Fusskomplikationen und wie Sie Ihre Füsse gesund halten, finden Sie in unserem Leitfaden über Diabetes und Fussgesundheit. 

7. Typ-1-Diabetes ist heilbar

Typ-1-Diabetes kann bisher weder rückgängig gemacht noch geheilt werden [7]. 

Typ-1-Diabetes ist eine Erkrankung, die eine ständige tägliche Kontrolle erfordert. Selbst wenn Ihr Diabetes mehrere Monate unter Kontrolle zu sein scheint, bedeutet das nicht, dass Sie geheilt sind oder dass die Behandlung eingestellt werden kann [1, 7]. 

Klicken Sie hier, um mehr über die laufende Forschung zur Heilung von Typ-1-Diabetes zu erfahren.   

Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass Typ-2-Diabetes durch Gewichtsabnahme reversibel sein könnte [10].

8. Diabetes bedeutet, dass man nicht Auto fahren darf

Menschen mit Diabetes können durchaus sicher Auto fahren [7]. Sie müssen allerdings zusätzliche Vorsichtsmassnahmen ergreifen, um eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) zu vermeiden [7]. 

Darüber hinaus gibt es in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Vorschriften für das Führen eines Fahrzeugs mit insulinbehandeltem Diabetes [7]. 

Informieren Sie sich über die Vorschriften in Ihrem Land und sprechen Sie mit Ihrem Arzt, der Sie beraten kann [7]. 

9. Prädiabetes zu haben bedeutet, dass jemand definitiv Diabetes entwickeln wird

Prädiabetes ist ein Zustand, bei dem der Blutzuckerspiegel höher als normal ist, aber noch nicht hoch genug, um als Diabetes zu gelten [11]. 

Prädiabetes sollte ernst genommen werden und kann zu Diabetes-Symptomen oder sogar Komplikationen führen [11]. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sich daraus ein ausgewachsener Diabetes entwickelt, vor allem, wenn Sie die Krankheit mit einer Änderung Ihrer Lebensweise in den Griff bekommen [11]. Gesunde Ernährung und Bewegung sind der Schlüssel dazu [11].

10. Menschen mit Diabetes können keinen Sport treiben

Sowohl Amateur- als auch Profisport sind für Menschen mit Diabetes sehr gut möglich [4, 12]. Solange Sie Ihren Blutzucker regelmässig kontrollieren, sich an Ihren Behandlungsplan halten und sicherstellen, dass Ihr Blutzucker im Zielbereich liegt, bevor Sie mit dem Training beginnen, spricht nichts gegen sportliche Betätigung [4]. 


Lassen Sie nicht zu, dass gängige Missverständnisse über Diabetes Sie daran hindern, die notwendige Versorgung zu erhalten oder jemand anderem die richtige Versorgung und Unterstützung anzubieten [1, 2].

Diabetes-Mythen können Stigmatisierung und Vorurteile verbreiten, die einer Behandlung im Weg stehen und das Risiko von Depressionen und Diabeteskomplikationen bei den Betroffenen erhöhen [3]. Wir alle müssen dafür sorgen, dies zu verhindern, indem wir mehr über die beiden Krankheiten erfahren und Fakten von Fiktion unterscheiden [3, 7].

Quellen

  1. Patil R, Nasrin A N, Datta SS, Boratne AV, Lokeshmaran. Popular misconceptions regarding the diabetes management: where should we focus our attention?. J Clin Diagn Res. 2013;7(2):287-291. doi:10.7860/JCDR/2013/4416.2749. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3592294/
  2. Rai M, Kishore J. Myths about diabetes and its treatment in North Indian population. Int J Diabetes Dev Ctries. 2009;29(3):129-132. doi:10.4103/0973-3930.54290. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2822217/
  3. Liu NF, Brown AS, Folias AE, et al. Stigma in People With Type 1 or Type 2 Diabetes [published correction appears in Clin Diabetes. Okt. 2017;35(4):1187-262. Folias AE [ergänzt]]. Clin Diabetes. 2017;35(1):27-34. doi:10.2337/cd16-0020. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5241772/
  4. Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF), Myths about type 1. Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/get-involved/youth-ambassador-programme/myths/
  5. George AM, Jacob AG, Fogelfeld L. Lean diabetes mellitus: An emerging entity in the era of obesity. World J Diabetes. 2015;6(4):613-620. doi:10.4239/wjd.v6.i4.613, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4434081/
  6. American Diabetes Association (ADA), Myths about Diabetes. Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/tools-support/diabetes-prevention/diabetes-myths
  7. JDRF, Adult Type 1 Toolkit - Newly diagnosed, Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://www.jdrf.org/wp-content/uploads/2014/01/AdultT1D_Newlydiagnosed.pdf
  8. Good to Know: Factors Affecting Blood Glucose. Clin Diabetes. 2018;36(2):202. doi:10.2337/cd18-0012, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5898168/
  9. National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK), Diabetes & Foot Problems, Accessed 13/07/2023. Verfügbar unter: https://www.niddk.nih.gov/health-information/diabetes/overview/preventing-problems/foot-problems
  10. BMJ, Losing weight can reverse type 2 diabetes, but is rarely achieved or recorded, Accessed 13/07/2023. Verfügbar unter: https://www.bmj.com/company/newsroom/losing-weight-can-reverse-type-2-diabetes-but-is-rarely-achieved-or-recorded/
  11. American Diabetes Association (ADA), Diabetes Overview. Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/diabetes
  12. Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF), Jabs to victories: Inspirational sports stars with type 1 diabetes. Aufgerufen am 13.07.2023. Verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/stories/jabs-victories-inspirational-sports-stars-type-1-diabetes
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Reisen mit Diabetes: So machen Sie das Beste aus Ihrem Urlaub

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Diabetes sollte Sie nicht daran hindern, neue Orte zu erkunden, neue Erfahrungen zu machen und neue Erinnerungen zu schaffen [1, 2]. Aber Reisen unterbricht auch Ihre Routine und kann Ihre Blutzuckereinstellung stören, was bei Typ-1-Diabetes ein Gesundheitsrisiko darstellen kann [2]. Deshalb ist eine vorausschauende Planung das A und O bei Reisen mit Diabetes [1]. 

In unserem Leitfaden finden Sie hilfreiche Tipps, was Sie wann einplanen sollten und wie Sie gesund und stressfrei verreisen können, damit Sie Ihren Urlaub umfassend geniessen können [1, 2]. 

Reisevorbereitungen

Idealerweise sollten Sie mehrere Wochen im Voraus mit den Reisevorbereitungen beginnen [1]. Gehen Sie zu Ihrem Arzt, lassen Sie sich untersuchen und nutzen Sie die Zeit, um Ihre Pläne zu besprechen, einschliesslich der Frage, wie sich geplante Aktivitäten auf Ihren Diabetes auswirken und was Sie dagegen tun können, wie Sie Ihre Insulindosis bei Bedarf anpassen können, wie Sie mit möglichen Krankheiten während Ihrer Abwesenheit umgehen und ob Sie Glucagon mitnehmen sollten [1, 2]. 

Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt, ob Sie für Ihr Reiseziel bestimmte Impfungen benötigen und lassen Sie sich mindestens vier Wochen vor der Reise impfen [1, 2].

Wenn Sie eine Reise über mehr als zwei Zeitzonen hinweg planen, sollten Sie Ihren Arzt oder Ihr Diabetes-Team informieren, damit Sie im Voraus Mahlzeitenpläne und einen neuen Insulinplan vorbereiten können [1]. 

Ihr Arzt sollte Ihnen auch einen Brief schreiben, aus dem hervorgeht [1, 2]: 

  • dass Sie Typ-1-Diabetes haben 
  • dass Sie verschreibungspflichtige Medikamente benötigen und alle benötigten Medikamente auflistet
  • dass Sie medizinische Geräte oder Hilfsmittel wie Spritzen benötigen und sie auflistet
  • wie wichtig es ist, dass Sie die Medikamente bei sich haben

Bitten Sie Ihre Apotheke um eine Liste Ihrer Medikamente, einschliesslich generische Bezeichnungen und Dosierungen [1]. Führen Sie eine Kopie dieser Liste in Ihren Reisedokumenten zusammen mit dem Schreiben Ihres Arztes mit [1].

Ausserdem sollte Ihr Arzt Ihnen auch ein Rezept für Ihre gewöhnlichen Medikamente ausstellen, falls Ihnen diese unterwegs ausgehen [1, 2].

Ergänzende Vorbereitungen bei Flugreisen

Wenn Sie fliegen, überprüfen Sie die aktuellen Sicherheitsinformationen Ihrer Fluggesellschaft - die in der Regel online verfügbar sind -, um sich vor der Ankunft am Flughafen über etwaige besondere Richtlinien zu informieren [1].

Sie können im Voraus eine Sondermahlzeit bestellen, die Ihren Ernährungsbedürfnissen entspricht [2]. Alternativ können Sie eigenes Essen für den Flug einpacken [2].

Ausserdem sollten Sie Ihrer Fluggesellschaft im Voraus mitteilen, dass Sie Diabetes haben und Medizinbedarf mit sich führen müssen [1]. So können Sie die Sicherheitskontrollen am Flughafen leichter passieren [1].

Sie sollten dies auch dem Sicherheitspersonal am Flughafen mitteilen [1], aber dazu weiter unten mehr.

Verpacken und Organisieren Ihrer Medikamente

Beim Einpacken Ihrer Medikamente können Sie gar nicht sorgfältig genug sein. Rechnen Sie zunächst aus, wie viel von den folgenden Dingen Sie ausgehend von der Reisedauer benötigen [1, 3]: 

  • Insulinpatrone
  • Teststreifen
  • Glucagon
  • Glukose-Tabletten
  • Lanzette
  • Nadeln 
  • Insulinpens (auch wenn Sie Insulinpumpen verwenden, nehmen Sie Pens als Reserve mit)
  • Infusionssets (falls zutreffend)
  • Sensoren zur Blutzuckermessung (falls zutreffend)
  • Insulinspritze (falls zutreffend, oder als Reserve für den Notfall)

Verdoppeln oder verdreifachen Sie sogar die Menge, die Sie voraussichtlich benötigen werden [2, 3].

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Packen Sie Ihre Vorräte in mehrere Taschen, für den Fall, dass eine Tasche verloren geht [1, 3]. Bestimmte Dinge müssen im Handgepäck mitgeführt werden, darunter Insulin, Testgeräte und Behandlung bei Hypoglykämie (Unterzuckerung) [1]. 

Aufbewahrung Ihres Insulins 

Extreme Temperaturen können die Qualität des Insulins beeinträchtigen und dazu führen, dass es seine Wirksamkeit verliert. Daher ist es wichtig, es auf Reisen richtig zu lagern [1]. Im Folgenden finden Sie einige Tipps für die richtige Lagerung von Insulin während Ihrer Reise:

  • Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind, bewahren Sie es in einer Kühlbox auf [2]. Legen Sie es jedoch nicht direkt auf Eis, da es sonst gefrieren könnte [2]
  • Bewahren Sie das Insulin nicht in direktem Sonnenlicht oder in heissen Behältern auf, z.B. im Kofferraum eines Autos [2]
  • Wenn Sie fliegen, geben Sie das Insulin nicht in den Frachtraum oder das aufgegebene Gepäck, da es aufgrund der Temperatur in diesen Bereichen des Flugzeugs einfrieren kann [1, 3]
  • Nehmen Sie das Insulin im Handgepäck mit, zusammen mit medizinisch zugelassenen Kühlpacks oder Kühlboxen. Vergewissern Sie sich, dass sie medizinisch zugelassen sind - andernfalls dürfen Sie sie möglicherweise nicht durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen mitnehmen [3] 

Weitere wichtige Dinge

Achten Sie darauf, dass Sie auch die folgenden Dinge einpacken:

  • Ihre Notfall-ID, in der steht, dass Sie Typ-1-Diabetes haben [1]. Es kann sich dabei um ein ID-Armband, eine Halskette oder eine Karte handeln [1]
  • Das Schreiben Ihres Arztes, aus dem hervorgeht, dass Sie an Diabetes leiden und medizinische Geräte und Medikamente mitnehmen müssen [3]
  • Die ärztliche Verschreibung Ihres Arztes, falls Sie unterwegs weiteres Material kaufen müssen [3].
  • Snacks für den Fall einer Unterzuckerung [1, 3]

Diabetes-Reiseversicherung

Im Ausland müssen Sie sicherstellen, dass Ihre Diabetesversorgung nicht unterbrochen wird [1]. Schliessen Sie eine Reiseversicherung ab oder vergewissern Sie sich, dass Sie in dem Land, das Sie besuchen möchten, Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung haben [1]. 

Vergewissern Sie sich, dass Ihre Reiseversicherung speziell Typ-1-Diabetes abdeckt, da dies nicht bei allen Policen der Fall ist [1]. Denken Sie daran, Ihre Versicherungsdokumente immer mit sich zu führen [1]. 

Nehmen Sie ausserdem Ihre Notfall-ID oder Ihren Arztbrief mit, falls Sie nicht in der Lage sind, Ihren Gesundheitszustand selbst zu erklären [1]. 

Typ-1-Diabetes: Sicherheit am Flughafen

Informieren Sie das Sicherheits- oder Kontrollpersonal über Ihren Gesundheitszustand [4]. Zeigen Sie das Schreiben Ihres Arztes und Ihre Notfall-ID [4].

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Alle mit Insulin zusammenhängenden Medikamente und Geräte müssten sicher durch die Sicherheitskontrolle gelangen, nachdem Sie das Sicherheitspersonal über Ihren Zustand informiert haben [1]. Dennoch gibt es noch einige Dinge zu beachten:

  • Sie sollten sich vor dem Flug über die Sicherheitsrichtlinien Ihrer Fluggesellschaft informieren, falls es Änderungen gibt [1].
  • Insulin, egal in welcher Form oder in welchem Spender, sollte deutlich gekennzeichnet sein [1].
  • Ihre Insulinpumpe dürfte keinen Sicherheitsalarm auslösen, aber falls doch, zeigen Sie sie einfach vor und erklären Sie, dass Sie eine Insulinpumpe bei sich tragen müssen und sie nicht entfernen können [1]
  • Ihr Gerät für die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) müsste den Metalldetektor problemlos passieren, aber Röntgenscanner können es beschädigen [4]. Das gilt auch für Ihre Insulinpumpe [4]. Ihr CGM-Gerät und Ihre Pumpe sollten also nicht durch Gepäck- oder Ganzkörperscanner gehen. Legen Sie deshalb Ihr CGM ab oder bitten Sie den Sicherheitsbeamten, Sie stattdessen abzutasten [4].
  • Falls Sie ein CGM-Gerät tragen, muss es während des Fluges nicht ausgeschaltet werden [1].

Menschen mit Diabetes sind von den Flüssigkeitsrestriktionen beim Fliegen ausgenommen, so dass Sie grössere Mengen an Flüssigkeiten einpacken können, z.B. Saft als schnell wirkende Kohlenhydrate [2]. Sie können auch Gelpacks verwenden, um Ihr Insulin zu kühlen [2].

Nach der Ankunft

Der Wechsel der Zeitzone, Aktivitäten, Temperaturen und Essgewohnheiten können Ihren Blutzucker im Urlaub beeinflussen [1, 2].

Ihr Blutzuckerspiegel kann bei Ihrer Ankunft am Zielort leicht außerhalb des zulässigen Bereichs liegen, müsste sich aber innerhalb weniger Tage wieder einpendeln [2]. Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker regelmäßiger und passen Sie Ihre Insulindosis entsprechend an [2].

Essen gehört zu den Höhepunkten einer Reise in ein anderes Land. Versuchen Sie jedoch, sich an schmackhafte Speisen zu halten und ungesundes Essen zu vermeiden; entscheiden Sie sich lieber für gesunde Alternativen [2]. Sie können beim Zimmerservice gesündere Optionen bestellen, sofern es einen solchen gibt [2].

Bei einem besonders aktiven Urlaub kann es sein, dass Sie Ihre Insulindosen anpassen müssen [3]. Überprüfen Sie Ihren Blutzuckerspiegel vor und nach körperlicher Aktivität - auch nach einer Stadtbesichtigung oder nach dem Schwimmen im Meer - und passen Sie Ihr Insulin, Ihre Ernährung und Ihre Aktivität entsprechend an [2].

Bei einer Zeitverschiebung von unter vier Stunden brauchen Sie Ihren Behandlungsplan nicht anzupassen [3]. Wenn Sie jedoch über zwei oder mehr Zeitzonen fliegen, ist eine zusätzliche Vorbereitung erforderlich [1]. Gemeinsam mit Ihrem Betreuungsteam sollten Sie einen neuen Mahlzeiten- und Insulinplan aufstellen [1].

Diabetes und grosse Hitze 

Hohe Temperaturen können die Verarbeitung von Insulin im Körper beeinträchtigen [2]. Sie führen nämlich dazu, dass der Körper das Insulin schneller aufnimmt und erhöhen somit das Risiko einer Unterzuckerung [5]. Das Risiko ist noch höher, wenn man in der Hitze herumläuft und sich mehr bewegt als sonst [2, 5]. 

Ein Sonnenbrand hingegen kann den Blutzuckerspiegel erhöhen [6]. Um die Risiken bei Hitze zu verringern, sollten Sie folgende Tipps beachten:

  • Tragen Sie immer Sonnencreme und einen Hut, wenn Sie sich in der Sonne aufhalten [6]
  • Trinken Sie viel Wasser, um eine Dehydrierung zu vermeiden, auch wenn Sie sich nicht durstig fühlen [6] 
  • Kontrollieren Sie Ihren Blutzuckerspiegel regelmässiger [2, 6]. Wenn Sie mehr Sport treiben als sonst, sollten Sie Ihren Blutzucker vor, während und nach dem Sport kontrollieren, da Sie möglicherweise Ihre Insulindosis anpassen müssen [2, 6]

Ausserdem sollten Sie nirgends barfuss laufen - auch nicht am Strand oder am Swimming-Pool -, da dies das Wundrisiko erhöht [2, 6].

Denken Sie daran, Ihr Insulin nicht am Strand herumliegen zu lassen. Direkte Sonneneinstrahlung kann das Insulin verderben, sodass es weniger wirksam ist [6].

Diabetes und Kälte

Auch kalte Temperaturen können den Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen lassen [5, 7]. Das liegt daran, dass kalte Temperaturen die Stresshormone im Körper erhöhen, die wiederum den Blutzucker erhöhen und die Insulinproduktion verringern [7]. 

Denken Sie bei kalten Temperaturen daran [7]:

  • Kontrollieren Sie Ihren Blutzuckerspiegel regelmässiger als sonst
  • Wärmen Sie Ihre Hände vor dem Test an, um ein besseres Ergebnis zu erzielen und den Test weniger schmerzhaft zu machen 
  • Halten Sie sich so warm wie möglich
  • Kontrollieren Sie Ihre Füsse jeden Tag auf trockene Haut und Risse. Diese können Komplikationen wie diabetischen Fuss verursachen.
  • Halten Sie Ihr Insulin gekühlt, aber nicht eiskalt.

Reisen mit Diabetes kann spannend sein, Spass machen und sich lohnen, vorausgesetzt, Sie planen so viel wie möglich im Voraus [1, 2, 3]. Wenn Sie Ihren Urlaub gut planen, gibt es kaum etwas, was Sie nicht tun können, während Sie unterwegs sind und Sie werden vielleicht feststellen, dass Sie mit jedem Urlaub stärker, sicherer und abenteuerlustiger werden [3].

Quellen

  1. Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF), Adult Type 1 Toolkit — Newly Diagnosed. Aufgerufen am 15.06.2023. Verfügbar unter: https://www.jdrf.org/wp-content/uploads/2014/01/AdultT1D_Newlydiagnosed.pdf
  2. Centers for Disease Control and Prevention (CDC), 21 Tips for Traveling With Diabetes, Aufgerufen am 15.06.2023. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/diabetes/library/features/traveling-with-diabetes.html
  3. JDRF, Travelling with type 1 diabetes, aufgerufen am 15.06.2023. Aufgerufen am 15.06.2023. Verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/information-support/living-with-type-1-diabetes/everyday-life/travelling/
  4. JDRF, Airport security and diabetes technology. Aufgerufen am 15.06.2023. Verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/information-support/treatments-technologies/continuous-glucose-monitors/airport-security-diabetes-technology/
  5. Kenny GP, Sigal RJ, McGinn R. Body temperature regulation in diabetes. Temperature (Austin). 2016;3(1):119-145. Veröffentlicht am 4. Jan. 2016 doi:10.1080/23328940.2015.1131506, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4861190/
  6. CDC, Managing diabetes in the heat. Aufgerufen am 15.06.2023. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/diabetes/library/features/manage-diabetes-heat.html
  7. CDC, Managing diabetes in cold weather. Aufgerufen am 15.06.2023. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/diabetes/library/features/managing-diabetes-cold-weather.html
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Wie man mit Menschen ohne Diabetes über Diabetes spricht

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Mit Menschen, die nicht mit der Krankheit leben, über Ihren Diabetes zu sprechen, kann schwierig oder unangenehm sein [1]. Es hat jedoch viele Vorteile, wenn Sie Ihre Familie, Ihre Freunde und Kollegen darüber informieren [1].

In diesem Artikel wird erklärt, wie man mit Menschen ohne Diabetes über Diabetes spricht. Die folgenden Informationen sollen Ihnen bei Gesprächen helfen, die sich zunächst vielleicht unangenehm anfühlen, Ihnen aber langfristig helfen können, mit Ihrem Diabetes besser umzugehen [1].

Warum ist es wichtig, über Diabetes zu reden?

Mit Freunden, Verwandten und Kollegen über Ihren Diabetes zu reden, kann in mehrfacher Hinsicht hilfreich sein [1]: 

  • Die Unterstützung von Freunden und Verwandten kann Ihnen dabei helfen, mit der Krankheit besser umzugehen, sowohl emotional als auch praktisch.
  • Hilfreiche, informierte Freunde und Kollegen können Ihnen in Notfällen helfen - zum Beispiel, wenn Sie einen niedrigen Blutzuckerspiegel oder eine Hypoglykämie (eine "Unterzuckerung") haben.
  • Wenn Ihre Freunde und Kollegen Bescheid wissen, wird verhindert, dass diese die Anzeichen und Symptome falsch interpretieren. Zum Beispiel kann es passieren, dass andere es nicht unterscheiden können, ob man betrunken ist und eine Unterzuckerung hat [2]. Daher kann es hilfreich sein, wenn Sie Ihre Freunden über Ihren Zustand und Symptome einer Unterzuckerung aufklären, auf die sie achten sollten

Wenn Sie offen über Ihre Krankheit sprechen, können Sie schnell mit anderen Menschen in Kontakt kommen, die ebenfalls an Typ-1-Diabetes leiden. Sie werden überrascht sein, wie viele Menschen andere mit dieser Krankheit kennen [1].

Was tun Sie, wenn Sie nicht zum Reden bereit sind?

Manche Menschen empfinden es als unangenehm, peinlich oder entmutigend, offen über ihren Diabetes zu sprechen [1, 3]. Lassen Sie sich Zeit, um zu entscheiden, wann Sie mit Ihren Freunden und Kollegen darüber sprechen wollen [1]. Denken Sie daran, dass Sie zeitlich nicht unter Druck stehen, wenn es um den mentalen Umgang mit Typ-1-Diabetes geht; Sie können die Dinge in Ihrem eigenen Tempo erledigen [3]. 

Wenn es Ihnen unangenehm ist, mit Kollegen darüber zu sprechen, können Sie auf Informationsbroschüren verweisen, die andere selbst durchblättern können, oder Sie können diese Unterlagen als Leitfaden für Ihr Gespräch verwenden [3].

Denken Sie aber auch daran, dass je früher Sie mit anderen über Ihre Erkrankung sprechen, desto einfacher ist es  [1]. Ein Aufschieben des Gesprächs könnte die Dinge langfristig noch unangenehmer machen [1].

Sie müssen ja auch nicht alles auf einmal preisgeben, wenn Ihnen unwohl dabei ist oder Sie nicht wollen [1]. Vielleicht sagen Sie erst einfach, dass Sie Diabetes haben und Insulin spritzen müssen, oder sagen Sie den Menschen in Ihrem Umfeld, was zu tun ist, wenn Sie eine Unterzuckerung haben [1]. 

Wie erklärt man anderen Diabetes?

Eine einfache Möglichkeit, um Typ-1-Diabetes zu erklären: 

„Typ-1-Diabetes ist eine Erkrankung, bei der der Körper nicht mehr in der Lage ist, Insulin zu produzieren. Insulin ist ein wichtiges Hormon. Ohne sie wird der Glukosespiegel (eine Zuckerart) im Blut zu hoch. Deshalb müssen Sie regelmässig Insulin einnehmen [3]. Typ-1-Diabetes kann jeden treffen, in jedem Alter, unabhängig davon, was man isst oder wie aktiv man lebt [3]." 

Wenn Sie Menschen ohne Diabetes Ihre Krankheit erklären, werden die Dinge für andere verständlicher, negative Klischeevorstellungen werden beseitigt und Stigmatisierungen abgebaut [3]. 

Und wenn Sie nicht die Energie haben, die Dinge selbst zu erklären, können Sie jederzeit auf hilfreiche Unterlagen und Broschüren verweisen. Im Folgenden haben wir eine Liste hilfreicher Ressourcen für Sie zusammengestellt.

Sprechen Sie mit Ihren Freunden und Ihren Verwandten über Diabetes

Ihren Angehörigen mitzuteilen, dass Sie Diabetes haben, kann beängstigend wirken [1]. Sie wissen nicht, wie andere reagieren werden und es kann sein, dass sie in einer Weise reagieren, die Sie als nicht hilfreich empfinden [1]. 

Folgendes könnte passieren:

  • Eltern geben sich vielleicht selbst die Schuld an Ihrem Zustand oder regen sich so auf, dass Sie zusätzlich zu Ihren eigenen Emotionen auch noch deren Gefühle bewältigen müssen [1].
  • Angehörige zeigen ihre Fürsorge vielleicht auf eine Art und Weise, die Sie als nervig empfinden. Sie fragen vielleicht ständig, wie es Ihnen geht, oder erinnern Sie daran, Ihren Blutzucker zu messen [1].
  • Freunde könnten Kommentare abgeben, die unangemessen oder unsensibel erscheinen [1]. Das hängt mit Unwissenheit und dem Diabetes-Stigma zusammen, d.h. mit negativen Einstellungen oder Vorurteilen gegenüber Menschen mit Diabetes [4]. Man könnte zum Beispiel fälschlicherweise glauben, dass Ihr Diabetes durch schlechte Gewohnheiten und falsche Entscheidungen hinsichtlich Ihres Lebensstils verursacht wird [4].

Nutzen Sie die folgenden Tipps, um diese Probleme zu lösen. 

Denken Sie daran, dass es in Ordnung ist, Grenzen zu setzen. Sie haben ein Recht auf Ihren Freiraum und es ist absolut in Ordnung, Eltern oder Angehörigen zu sagen, dass Sie etwas Abstand brauchen, um Ihre Gefühle zu verarbeiten, vor allem, wenn Sie gerade erst die Diagnose für Typ-1-Diabetes erhalten haben [1]. Wenn Sie bereit sind zu reden, lassen Sie andere wissen, wie Sie sich fühlen [1]. Versuchen Sie, Ihre Gefühle offen und ruhig anzusprechen und zwar zu einem Zeitpunkt, der für alle Beteiligten geeignet ist [1].

Überlegen Sie, ein Familienmitglied zu Ihren Arztterminen mitzunehmen. Das kann Ihnen dabei helfen, Ihren Zustand besser zu verstehen und hoffentlich Spannungen zu beseitigen.

Versuchen Sie, positiv zu bleiben [5]. Manche Menschen mit Diabetes sagen, dass sie auf Grund ihrer Krankheit besser auf sich selbst achten, dass sich ihre allgemeine Gesundheit und Ihr Wohlbefinden verbessert haben und dass sie mitfühlender, selbstbewusster und reifer geworden sind [5]. 

Andere Menschen mit Diabetes erwähnen, dass ein humorvoller Umgang mit der Krankheit helfen kann, sie besser zu bewältigen. Wenn Sie sich wohlfühlen und entspannt mit Ihrer Krankheit umgehen können, werden andere das auch tun [1]. 

Mit Hilfe eines ermutigenden und positiven Netzwerks aus Familie und Freunden können Sie gemeinsam Herausforderungen leichter bewältigen und eine optimistische Einstellung bewahren, die Ihnen in Zukunft nur von Nutzen sein kann [5].

Wie Sie einem Kind Diabetes erklären

Wenn Sie Ihrem Kind Diabetes erklären, ist es wichtig, dass Sie Ihre Worte an den Entwicklungsstand Ihres Kindes anpassen [6]. Wenn Sie zu einfache Worte verwenden, wird Ihr Kind Ihre Erklärung vielleicht nicht ernst nehmen [6]. Wenn Sie zu komplizierte Worte verwenden, könnte das Gesagte missverstanden oder vergessen werden [6].

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Beantworten Sie alle Fragen, aber drücken Sie sich möglichst einfach aus [1]. Denken Sie daran, dass Geduld der Schlüssel dazu ist, um Ihren Zustand zu erklären und wie Sie insgesamt mit Ihren Kindern umgehen [1]. Wenn Sie sich in der Gegenwart Ihrer Kinder besonders reizbar und ungeduldig fühlen, könnte dies möglicherweise auf Ihren Blutzuckerspiegel zurückzuführen sein. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um Ihre Werte zu messen, behandeln Sie sie gegebenenfalls, und besprechen Sie dann die Situation erneut [1].

Diabetes am Arbeitsplatz: Gespräche mit Kollegen und Ihrem Vorgesetzten

In den meisten Fällen sind Sie nicht verpflichtet, Ihrem Arbeitgeber Ihren Diabetes offenzulegen, aber ein offenes Gespräch über Diabetes am Arbeitsplatz kann erhebliche Vorteile bringen [8]. 

Bedenken Sie die folgenden Vorteile, bevor Sie entscheiden, ob Sie Ihre Erkrankung offenlegen oder nicht [8]:

  • Wenn Ihre Kollegen und Ihr Arbeitgeber über Ihren Zustand Bescheid wissen, können sie Ihnen bei einer Unterzuckerung helfen.
  • Ihr Vorgesetzter kann entsprechende Anpassungen vornehmen, damit Sie sich um sich selbst kümmern können - zum Beispiel, indem er Ihnen einen privaten Bereich zur Verfügung stellt, in dem Sie Ihren Blutzucker messen können, oder indem er Ihnen zusätzliche Pausen einräumt, um Ihren Blutzucker zu messen, Snacks zu sich zu nehmen und Ihren Diabetes zu behandeln.
  • Sollten sich Ihre Lebensumstände ändern, z.B. wenn Sie schwanger werden oder erkranken, müsste es einfacher sein, von der Arbeit freigestellt zu werden, damit Sie Ihre Arzttermine wahrnehmen können. 

Wenn Sie sich entschliessen, Ihrem Arbeitgeber Ihre Bedürfnisse mitzuteilen, kann es hilfreich sein, auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis hinzuweisen und darauf, wie hilfreich es auf lange Sicht für Ihre Produktivität ist [8].

Mit Menschen, die keinen Diabetes haben, über Ihre Krankheit zu sprechen, kann beängstigend wirken, hat aber auch viele Vorteile [1]. 

Wenn Sie die vorstehenden Tipps befolgen, können Sie ein unterstützendes und ermutigendes Netzwerk mit  Freunden, Verwandten und Mitarbeitern aufbauen [1]. Dieses Unterstützungsnetz kann Ihnen helfen, Ihren Diabetes besser zu bewältigen und Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden langfristig zu verbessern [1, 5]. 

Quellen

  1. JDRF, Adult Type 1 Toolkit - Newly diagnosed. Aufgerufen am 16.06.2023. Verfügbar unter: https://www.jdrf.org/wp-content/uploads/2014/01/AdultT1D_Newlydiagnosed.pdf
  2. JDRF, Alcohol,. Aufgerufen am 16.06.2023. Verfügbar unter: https://uni.jdrf.org.uk/toolkit/alcohol/
  3. JDRF, Helping others to understand type 1 diabetes. Aufgerufen am 16.06.2023. Verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/wp-content/uploads/2021/06/JDRF-Helping-other-to-understand-type-1-diabetes-leaflet.pdf
  4. CDC, Diabetes Stigma: Learn About It, Recognize It, Reduce It. Aufgerufen am 16.06.2023. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/diabetes/library/features/diabetes_stigma.html
  5. Carrier MA, Beverly EA. Focus on the Positive: A Qualitative Study of Positive Experiences Living With Type 1 or Type 2 Diabetes. Clin Diabetes. 2021;39(2):176-187. doi:10.2337/cd20-0082. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8061556/
  6. Christie, D. (2019), How do children and adolescents understand their diabetes? Pract Diab, 36: 117-120a. https://doi.org/10.1002/pdi.2228
  7. IDF Kids Resources. Aufgerufen am 16.06.2023. Verfügbar unter: https://kids.idf.org/resource/
  8. JDRF, Workplace Toolkit for employees. Aufgerufen am 16.06.2023. Zum Herunterladen verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/information-support/newly-diagnosed/information-packs-and-leaflets/
  9. JDRF, TypeOneNation. Aufgerufen am 16.06.2023. Verfügbar unter: https://www.jdrf.org/community/typeonenation/
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Wann ist der beste Zeitpunkt um den Blutzucker zu messen?

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Die regelmässige Kontrolle des Blutzuckers ist ein wichtiger Teil der Diabetesbehandlung und der Blutzuckersteuerung [1]. 

Die Untersuchung Ihres Blutzuckerspiegels kann wertvolle Erkenntnisse über Ihren Zustand liefern und Ihnen und Ihrem medizinischen Team helfen, Behandlungsziele und Blutzuckerwerte festzulegen [1]. 

Wenn Sie mit einem insulinabhängigen oder insulinpflichtigen Diabetes leben (d.h. Sie benötigen zur Steuerung Ihres Blutzuckerspiegels Insulin, auch bekannt als Diabetes Typ 1), hängt der beste Zeitpunkt für die Kontrolle des Blutzuckerspiegels von Ihrem individuellen Behandlungsplan ab [1, 2]. Es gibt jedoch allgemeine Leitlinien, auf die wir in diesem Artikel eingehen werden.

Blutzuckertest: ein Überblick

Wenn Sie an insulinabhängigem Diabetes leiden, kann Ihnen die Überprüfung Ihres Blutzuckerspiegels dabei helfen [1]: 

Die benötigte Insulinmenge zu berechnen
Zu entscheiden, was und in welcher Menge Sie essen
Körperliche Betätigung zu planen 

Bei Menschen mit anderen Formen von Diabetes kann ein Blutzuckertest helfen, die Behandlung mit dem richtigen Medikament zu beginnen [1]. 

Insgesamt verbessert die Blutzuckermessung die Gesundheitsergebnisse von Menschen mit Diabetes [1]. Durch das Testen und Einstellen Ihrer Werte können Diabetes-bedingte Komplikationen erheblich verlangsamt oder verhindert werden [1]. 

Wenn Sie Ihren Blutzucker nicht kontrollieren, kann es zu Episoden von Hypoglykämie (Unterzuckerung) oder Hyperglykämie (Überzuckerung) kommen [3].

Ein viel zu hoher oder viel zu niedriger Blutzuckerspiegel kann die Funktionsweise des Körpers beeinträchtigen und zu schwerwiegenden Komplikationen wie diabetischer Ketoazidose führen [3]. 

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Blutzuckerkontrolle

Der optimale Zeitpunkt für eine Blutzuckermessung richtet sich nach Ihrem individuellen Behandlungsplan und wird auf Ihre speziellen Behandlungsbedürfnisse abgestimmt [1]. 

Ihr Arzt oder Ihr Diabetesteam kann zum Beispiel einen Zeitplan für Sie aufstellen, in dessen Rahmen Sie Ihren Blutzuckerspiegel mehrmals täglich zur gleichen Zeit messen müssen (nüchtern, vor und nach Mahlzeiten) [1]. Alternativ kann auch ein gestaffelter Zeitplan erstellt werden, bei dem Sie Ihren Blutzucker zu unterschiedlichen Tageszeiten während der Woche messen [1]. 

Nachstehend finden Sie einige allgemeine Richtlinien für den besten Zeitpunkt zur Blutzuckermessung, je nach Diabetes-Typ.

Bester Zeitpunkt für die Blutzuckerkontrolle bei Typ-1-Diabetes 

Eine Blutzuckermessung kurz vor den Mahlzeiten und ein bis zwei Stunden nach den Mahlzeiten kann wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie sich die Ernährung auf den Blutzucker auswirkt [1, 4].

Bei Menschen, die im Krankenhaus liegen und normal essen, wird ein Test vor den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen empfohlen [3]. Bei Menschen, die enteral ernährt werden müssen, z.B. über eine Sonde, sollte der Blutzucker alle vier bis sechs Stunden gemessen werden [3].

Bester Zeitpunkt für die Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes 

Die International Diabetes Federation (IDF) empfiehlt Menschen mit insulinbehandeltem Typ-2-Diabetes, ihren Blutzucker regelmässig zu messen und zu überwachen, um Unterzuckerung zu vermeiden und die Insulindosis anzupassen [2]. Es gibt jedoch keine klaren Vorgaben für die Häufigkeit oder den Zeitpunkt der Messungen [2]. 

Ihr Arzt sollte gemeinsam mit Ihnen die Häufigkeit und den besten Zeitpunkt für die Blutzuckermessung auf der Grundlage Ihrer individuellen Bedürfnisse festlegen [2].

Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sollten ihren Blutzucker kurz vor und eine Stunde nach den Mahlzeiten messen [5]. 

Wie oft sollten Sie Ihren Blutzucker messen? 

Wie oft Sie Ihren Blutzucker kontrollieren, hängt von mehreren Faktoren ab. Mehrere internationale Diabetesorganisationen empfehlen jedoch, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes ihren Blutzuckerspiegel mindestens dreimal am Tag messen sollten [1, 5]. Diese Messungen sollten vor und nach den Mahlzeiten vorgenommen werden[5]. 

Darüber hinaus sollten Menschen mit Typ-1-Diabetes mindestens einmal pro Woche ihren Blutzucker vor dem Schlafengehen messen [5]. Dadurch soll das Risiko einer nächtlichen Unterzuckerung (Hypoglykämie) vermieden werden [5].

Wenn Sie eine Insulinpumpe verwenden, müssen Sie möglicherweise häufiger getestet werden [5]. Sprechen Sie mit Ihrem Betreuungsteam über die Insulinpumpentherapie und darüber, wie oft Sie Ihren Blutzucker messen sollten [1]. 

In folgenden Fällen sind häufigere Tests erforderlich [5]:

  • Vor dem Autofahren
  • Bei Krankheit
  • Vor, während und nach dem Sport
  • Während der Schwangerschaft
  • In Zeiten von erhöhtem Stress
  • Wenn aus einem anderen Grund ein erhöhtes Risiko für  Hypoglykämie besteht 

Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes sollten ihren Blutzucker vier Mal am Tag messen [5].
 

Kontrolle des Blutzuckerspiegels zu Hause

Sie können Ihren Blutzuckerspiegel entweder mit einem Blutzuckermessgerät oder einer kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) kontrollieren [4]. 

Verwendung von Blutzuckermessgeräten


Blutzuckermessgeräte sind elektronische Geräte, mit denen Sie zu Hause Ihren Blutzuckerspiegel selbst messen können [6]. Die Verwendung eines Blutzuckermessgeräts umfasst im Allgemeinen die folgenden Schritte [4, 6]:

  • Hände waschen
  • Teststreifen in das Blutzuckermessgerät einführen
  • Mit der Lanzette im Gerät den Finger leicht anstechen und einen winzigen Tropfen Blut herauspressen
  • Blutstropfen auf dem Teststreifen auffangen
  • Ergebnis abwarten, das auf dem Display des Messgeräts angezeigt wird

Zwischen den Blutzuckermessgeräten gibt es geringfügige Unterschiede, weshalb die Anweisungen im Benutzerhandbuch befolgt werden müssen [4]. 

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie Ihren Blutzuckerspiegel messen und die empfohlenen Blutzuckerwerte herausfinden können, sehen Sie unseren Leitfaden für Blutzuckerwerte ein.

Aufzeichnung der Ergebnisse

Ihr Arzt wird Sie wahrscheinlich auffordern, Ihre Ergebnisse in ein Logbuch einzutragen [1, 4]. So erkennen Sie, wie sich Dinge wie Ernährung, Bewegung oder Stress auf Ihren Blutzuckerspiegel auswirken [4] und können Ihr Trainingsprogramm oder Ihre Ernährung anpassen [1]. 

Die Aufzeichnung dieser Informationen hilft Ihrem Arzt dabei, Ihre Medikamentendosis anzupassen oder Änderungen an Ihrem Lebensstil zu empfehlen, damit Sie innerhalb Ihres Zielbereichs bleiben [1]. 

Verwendung eines CGM

CGM-Systeme haben einen Sensor, der unter die Haut implantiert wird. Dieser Sensor misst den Blutzucker automatisch alle 4-10 Minuten [5]. 

Auch mit einem CGM müssen Sie aber weiterhin regelmässig, in der Regel alle sechs Stunden, Stichtests durchführen, um das Gerät zu justieren [5]. Es werden auch weniger invasive Modelle entwickelt, bei denen die Sensoren nicht unter die Haut eingeführt werden müssen [5].

Lesen Sie unseren Sonderartikel, um zu erfahren, wie CGMs funktionieren und wie man sie benutzt.

Kontrolle und Überwachung des Blutzuckerspiegels ist der Schlüssel zur Vermeidung von Diabetes-bedingten Komplikationen [1]. 

Der beste Zeitpunkt für die Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist von Person zu Person verschieden und wird von Ihnen gemeinsam mit Ihrem Betreuungsteam individuell festgelegt [1, 2]. Generell vermitteln Blutzuckermessungen vor den Mahlzeiten und ein bis zwei Stunden danach einen guten Einblick in Ihr Blutzuckermuster [1, 4, 5].

Quellen

  1. Kirk JK, Stegner J. Self-monitoring of blood glucose: practical aspects. J Diabetes Sci Technol. 2010;4(2):435-439. Veröffentlicht 1. Feb. 2010 doi:10.1177/AD.2019.0421. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2864180/
  2. International Diabetes Federation (IDF), Clinical guidelines Task Force, Global guideline for type 2 diabetes, 2012. Verfügbar unter: https://www.idf.org/e-library/guidelines/79-global-guideline-for-type-2-diabetes
  3. Mathew TK, Tadi P. Blood Glucose Monitoring. [Aktualisiert am 8. Aug. 2022]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK555976/
  4. American Diabetes Association (ADA), The Big Picture: Checking Your Blood Glucose. Zugriff April 2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/healthy-living/medication-treatments/blood-glucose-testing-and-control/checking-your-blood-sugar
  5. Czupryniak L, Barkai L, Bolgarska S, et al. Self-monitoring of blood glucose in diabetes: from evidence to clinical reality in Central and Eastern Europe--recommendations from the international Central-Eastern European expert group. Diabetes Technol Ther. 2014;16(7):460-475. doi:10.1089/dia.2013.0302. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4074758/
  6. InformedHealth.org [Internet]. Köln, Deutschland: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG); 2006-. Type 2 diabetes: Measuring sugar levels in blood and urine yourself. [Aktualisiert am 22. Okt. 2022]. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK279508/
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Diabetes Typ 1-Heilung: Wie weit sind wir?

cure for type 1 diabetes

Forscher arbeiten hart daran, neue Technologien und Möglichkeiten zu testen, die uns einer Heilung von Typ-1-Diabetes näher bringen [1]. 

In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die neuesten Forschungsergebnisse zur möglichen Heilung von Typ-1-Diabetes: Entdeckungen, potenzieller Nutzen, Risiken und Herausforderungen.

Gibt es Heilung für Typ-1-Diabetes?

In den letzten 25 Jahren gab es etliche Fortschritte in der Diabetes-Technologie und bei der Gesundheit der Patienten, aber eine Heilung für Typ-1-Diabetes wurde noch nicht entdeckt [2]. 

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, d.h. das Immunsystem greift körpereigene gesunde Zellen an [3]. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem unter anderem Betazellen an. Das sind die Zellen, die in der Bauchspeicheldrüse Insulin produzieren [3, 4]. Ohne genügend Insulin wird der Blutzuckerspiegel beeinträchtigt, was sowohl kurz- als auch langfristige gesundheitliche Komplikationen zur Folge hat [3]. Typ-1-Diabetes wird auch als insulinabhängiger Diabetes bezeichnet, da die Betroffenen auf die Verabreichung von Insulin angewiesen sind, um ihren Blutzuckerspiegel im Rahmen zu halten [3]. 

In den letzten 25 Jahren wurden erhebliche Fortschritte im Leben der Betroffenen erzielt [2]. Die Menschen leben länger und leiden unter weniger Komplikationen, und fortschrittliche Technologien erleichtern die Behandlung der Krankheit [2].

Eine Heilung ist jedoch nach wie vor nicht möglich [2]. Um Komplikationen vorzubeugen, müssen Menschen mit Typ-1-Diabetes wissen, wie sie ihr Insulin verabreichen und welche Therapie für sie am besten geeignet ist. Sie müssen Kohlenhydrate zählen, Lebensmitteletiketten lesen und sind für den Rest ihres Lebens auf Insulin angewiesen [4]. 

Forschung zur Heilung von Typ-1-Diabetes

Ein Grossteil der Forschung zur möglichen Heilung von Typ-1-Diabetes dreht sich um die Betazellen und die Langerhans-Inseln - Betazell-Cluster in der Bauchspeicheldrüse [1]. Bei Typ-1-Diabetes werden nämlich nach und nach alle insulinproduzierenden Betazellen zerstört, was zu einem kompletten Insulinverlust führt [4]. 

Eine Heilung für Typ-1-Diabetes müsste also Folgendes bewirken [1, 5]:

  • Das Immunsystem müsste davon abgehalten werden, seine eigenen Zellen anzugreifen 
  • Betazellen müssen geschützt werden
  • Verlorene Betazellen müssen geschützt oder regeneriert werden
  • Es muss sichergestellt werden, dass Menschen mit Diabetes nicht mehr auf die Einnahme von Insulin angewiesen sind, um am Leben zu bleiben [4]

 

Mögliche Heilmittel für Typ-1-Diabetes: Forschungsbereiche

Einige der wichtigsten Forschungsbereiche, die sich mit der Suche nach einer Heilung für Typ-1-Diabetes befassen, sind [1, 5]:

  • Stammzellentherapie 
  • Verkapselungstherapie 
  • Regenerationsforschung
  • Immuntherapie 

Schauen wir uns diese Schlüsselbereiche der Forschung zur Heilung von Typ-1-Diabetes einmal genauer an.

Stammzelltherapie 

Manche Experten sind der Meinung, dass die Stammzelltherapie „der am weitesten fortgeschrittene Ansatz zur Heilung von Typ-1-Diabetes ist" ist[3]. Forscher können mit Hilfe von Stammzellen im Labor insulinproduzierende Betazellen erzeugen und diese dann transplantieren, um die geschädigten Zellen oder ganze Inseln zu ersetzen [3, 5]. 

Mehrere Studien an Tieren und Menschen haben gezeigt, dass mit Hilfe der Stammzellentherapie der Blutzuckerspiegel reguliert, die Funktion der Betazellen wiederhergestellt, der tägliche Insulinbedarf gesenkt und die Zahl der Hypoglykämie-Episoden verringert werden kann [2, 3, 6]. 

In einer laufenden klinischen Phase-1/2-Studie mit einer Therapie auf Stammzellenbasis konnten zwei Patienten sogar einen verbesserten Blutzuckerspiegel und einen geringeren Insulinbedarf erzielen und benötigten daraufhin weniger Insulininjektionen[6]. 

Diese Therapie erfordert jedoch die fortlaufende Einnahme von Immunsuppressiva, damit das Immunsystem des Patienten die eingepflanzten Betazellen nicht abstösst [5, 6]. Immunsuppressiva haben allerdings eine Reihe von Nebenwirkungen und erhöhen das Risiko anderer Gesundheitsprobleme [1, 2]. 

Ausserdem ist noch längst nicht bekannt, wie sich die Stammzellentherapie langfristig auf Menschen auswirken kann [3]. Es gibt etliche technische Hürden und Fragen, die im Zusammenhang mit der Anwendung von Stammzelltherapie beim Menschen beantwortet werden müssen; die meisten positiven Ergebnisse stammen aus der Tierforschung und sind in Studien am Menschen nur schwer abzubilden [2, 3].

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie die Stammzellentherapie Typ-1-Diabetes heilen kann und welche Risiken und Herausforderungen damit verbunden sind, lesen Sie unseren Artikel über die Behandlung von Diabetes mit Stammzellen. 

Verkapselungstherapie

Bei der Verkapselungstherapie oder Inselzellverkapselungstherapie wird ein Gerät verwendet, das die eingepflanzten Betazellen einkapselt. Diese werden mit einer Schutzschicht umhüllt, bevor sie im Körper eingepflanzt werden, um sie vor Angriffen des Immunsystems zu schützen [1, 3, 7]. 

Diese Technologie kommt für Inselzelltransplantationen und zur Verbesserung des Überlebens und der Funktion von aus Stammzellen gewonnenen Betazellen in Frage [3, 6]. Studien haben gezeigt, dass eingekapselte Inseln länger überleben, funktionieren und biokompatibler (d.h. mit lebendem Gewebe kompatibel) sind als nicht eingekapselte Inseln [3]. 

Die Kapseln können aus Alginat hergestellt werden [3, 7]. Alginat ist ein „biologisch inertes“ Material, das vom Immunsystem nicht „gesehen“ oder angegriffen wird[7]. Damit könnte die Verkapselungstechnik theoretisch den Bedarf an Immunsuppressiva überflüssig machen [3, 4, 5, 6]. 

Eine grosse Herausforderung bei dieser Technologie besteht darin, sicherzustellen, dass die eingekapselten Zellen nach der Transplantation weiterhin ausreichend Sauerstoff aus dem Blutkreislauf erhalten [3, 4,]. Denn ohne genügend Sauerstoff sterben die Betazellen ab und können kein Insulin mehr abgeben [4].

Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Betazellen dazu zu bringen, langfristig ohne Immunsuppressiva zu überleben und zu funktionieren [4, 5]. Zur Lösung dieser Probleme experimentieren Wissenschaftler mit verschiedenen Materialien und Kapselgrössen [4, 7].

Die Verkapselungstechnologie hat sich bei Menschen mit Typ-1-Diabetes noch nicht bewährt, aber es laufen mehrere klinische Studien am Menschen [4, 5, 6].

Regenerationsforschung

Die Regenerationsforschung konzentriert sich darauf, den Körper zur Bildung neuer Betazellen anzuregen und die vom Immunsystem bei Typ-1-Diabetes zerstörten Zellen zu ersetzen bzw. geschädigte Betazellen zur Regeneration zu bewegen [1, 5, 8]. 

Die Regenerationsforschung ist eng mit der Stammzellenforschung verbunden, da mit Hilfe von Stammzellen Betazellen im Labor erzeugt werden können, damit die Wissenschaftler, besser verstehen, wie sich Betazellen auf natürliche Weise im Körper entwickeln und wachsen [8].

Wenn Wissenschaftler besser verstehen, warum und wie der menschliche Körper Betazellen bildet, können sie versuchen, Auslöser zu finden, die ihn auch bei Typ-1-Diabetes dazu „ermutigen“ [1, 8]. So haben verschiedene natürliche Substanzen (wie Hormone und Nährstoffe) in Tierversuchen den Betazellen geholfen, ihre Masse zu regenerieren und sich zu vermehren [2, 4, 5]. 

Die grösste Herausforderung ist jedoch die Übertragung dieser vielversprechenden Ergebnisse auf Studien am Menschen [2, 5]. Bisher ist es den Forschern trotz aller Versuche nicht gelungen, die bei Tieren beobachteten Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen [2, 5]. Die Forschung steht noch ganz am Anfang und es gibt noch viel zu lernen und zu erforschen [8].

Immuntherapie 

Eine weitere Möglichkeit, Typ-1-Diabetes zu bekämpfen, ist die Immuntherapie. Dabei wird das Immunsystem so „umprogrammiert“, dass es Betazellen nicht mehr zerstört [4]. Es gibt mehrere Immunpfade, die von Wissenschaftlern mit unterschiedlichem Erfolg getestet wurden [3, 4, 5].

Eine der jüngsten Formen der Immuntherapie konzentriert sich auf den Einsatz regulatorischer T-Zellen oder „Tregs“ [4]. Tregs sind Immunzellen, die die Funktion anderer Immunzellen bekanntlich verändern [4]. In mehreren vorklinischen Studien haben sie die Inseltransplantation verbessert und dazu beigetragen, dass die Inseln länger überleben (ohne Immunsuppressiva) [4]. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass eine Behandlung mit Tregs Kindern mit Typ-1-Diabetes hilft, ihre Insulindosis konstant zu halten und die Entzündung über einen Zeitraum von zwei Jahren zu kontrollieren [4].

Für die Behandlung von Typ-1-Diabetes wurden bereits zahlreiche Immuntherapiestrategien vorgeschlagen und erprobt, allerdings mit begrenztem Erfolg [4]. Einige klinische Studien haben zwar positive Ergebnisse gezeigt, die jedoch begrenzt und von kurzer Dauer waren [4]. 

Derzeit laufen Studien zur Entwicklung der nächsten Generation von Immuntherapien für Diabetes [4].

Nanotechnologie 

Ein weiterer neuer Ansatz in der Immuntherapie ist die Nanotechnologie. Dabei werden Patienten mit Typ-1-Diabetes Nanopartikel verabreicht, die mit Peptiden aus der Bauchspeicheldrüse beschichtet sind [4]. Sobald das Immunsystem mit diesen Nanopartikeln in Berührung kommt, löst es eine Kettenreaktion aus, die mit der Bildung von Zellen endet, die die zerstörerische Autoimmunreaktion stoppen [4]. 

Dieser Ansatz ist sehr attraktiv, da er es den Forschern ermöglicht, selektiv auf bestimmte Aspekte des Immunsystems einzuwirken, während der Rest intakt bleibt [4]. Die Forschung ist jedoch noch nicht abgeschlossen und die hoffnungsvollen Ergebnisse aus Tierversuchen müssen noch auf den Menschen übertragen werden [4].

 

cure for type 1 diabetes

Stehen wir kurz vor der Heilung von Typ-1-Diabetes? 

Stehen wir also kurz vor der Heilung von Typ-1-Diabetes? Die einfache Antwort lautet: Es kommt darauf an, was mit „kurz vor“ gemeint ist. 

Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass eine Heilung in Sicht ist [2, 3, 6].  Das heisst es allerdings schon seit mehreren Jahrzehnten [2] und die Aussage, wann genau diese Therapien zur Verfügung stehen werden, ist der vielleicht schwierigste Teil [5]. 

Jay S. Skyler, Autor des Artikels "Hope vs. Hype: Where are we in type 1 diabetes?", kommt zu dem Schluss: „Wir sind optimistisch, dass alle [vorstehend] diskutierten wissenschaftlichen Richtungen zu einem Ergebnis kommen werden. Die grösste Schwierigkeit besteht darin, den genauen Zeitpunkt vorherzusagen" [5].

Obwohl ein Heilmittel für Typ-1-Diabetes wahrscheinlich nicht sofort zur Verfügung stehen wird [2, 5], arbeiten die Wissenschaftler kontinuierlich an seiner Entwicklung. Einige der in diesem Artikel vorgestellten wissenschaftlichen Durchbrüche sind sehr vielversprechend [3]. 

Es gibt jedoch noch etliche Vorbehalte und Risiken. So konnten viele der hoffnungsvollen Ergebnisse aus Tierversuchen noch nicht auf den Menschen übertragen werden und nur wenige Menschen mit Typ-1-Diabetes, die an klinischen Studien teilnehmen, sind bisher ohne die Hilfe von Immunsuppressiva komplett insulinunabhängig geworden [3, 5]. 

Dennoch sollte man nicht vergessen, dass wir der Heilung von Typ-1-Diabetes inzwischen näher sind als je zuvor [9]. In der Zwischenzeit sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen, damit er Ihnen am besten helfen kann, Ihren Diabetes in den Griff zu bekommen.

 

Sources

  1. JDRF, Cure research for type 1 diabetes, Accessed ​​24/03/2023, Verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/our-research/about-our-research/cure-research/
  2. DiMeglio LA, Evans-Molina C, Oram RA. Typ-1-Diabetes Lancet. 2018;391(10138):2449-2462. doi:10.1016/S0140-6736(18)31320-5, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6661119/
  3. Chen S, Du K, Zou C. Current progress in stem cell therapy for type 1 diabetes mellitus. Stem Cell Res Ther. 2020;11(1):275. Veröffentlicht am 8. Juli 2020 doi:10.1186/s13287-020-01793-6, https://stemcellres.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13287-020-01793-6
  4. Pathak V, Pathak NM, O'Neill CL, Guduric-Fuchs J, Medina RJ. Therapies for Type 1 Diabetes: Current Scenario and Future Perspectives. Clin Med Insights Endocrinol Diabetes. 2019/12.1179551419844521. Veröffentlicht am 3. Mai 2019. doi:10.1177/1179551419844521, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6501476/
  5. Skyler JS. Hope vs hype: where are we in type 1 diabetes?. Diabetologia. 2018;61(3):509-516. doi:10.1007/s00125-017-4530-x, https://link.springer.com/article/10.1007/s00125-017-4530-x
  6. Vertex Investors, Vertex Presents New Data from VX-880 Phase 1/2 Clinical Trial at the American Diabetes Association 82nd Scientific Sessions, Zugriff am 22.03.2023. Verfügbar unter: https://investors.vrtx.com/news-releases/news-release-details/vertex-presents-new-data-vx-880-phase-12-clinical-trial-american
  7. JDRF, Encapsulation, Zugriff am 24.03.2023. Verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/our-research/about-our-research/cure-research/encapsulation/
  8. jDRF, Regeneration, Zugriff am 24/03/2023, verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/our-research/about-our-research/cure-research/regeneration/
  9. JDRF, Is There a Cure for Type 1 Diabetes? Zugriff am 24/03/2023, verfügbar unter: https://www.jdrf.org/blog/2023/02/24/is-there-a-cure-for-type-1-diabetes/
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Cholesterin und Diabetes: Wie hängen sie zusammen?

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Cholesterin und Diabetes sind mehrfach miteinander verbunden [1, 2]. In diesem Artikel erklären wir, was Cholesterin ist, wie es mit Typ-1-Diabetes zusammenhängt und was zu tun ist, um den Cholesterinspiegel in Schach zu halten.

Was ist Cholesterin?

Cholesterin ist eine wachsartige, fettige Substanz, die im ganzen Körper vorkommt [1, 2]. Es handelt sich um eine der Fettarten im Körper, bekannt als Lipoproteine oder Lipide [2].

Cholesterin stammt aus zwei Quellen [1]. Der Körper stellt natürliches Cholesterin her, weil er es braucht, um Zellen, Vitamine und Hormone zu schaffen - deshalb ist ein bestimmter Cholesterinspiegel gesund und notwendig [1].

Ihr Körper nimmt aber auch Cholesterin aus tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch und Milchprodukten auf [1]. Wenn Sie zu viel von diesen Lebensmitteln verzehren, die reich an gesättigten und Transfetten sind, kann Ihr Körper zu viel Cholesterin produzieren [1].

Ein hoher Cholesterinspiegel kann gesundheitliche Probleme verursachen [1]. Insbesondere kann es für das Herz gefährlich werden und zu einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Schlaganfälle führen [1].

Es gibt zwei Arten von Cholesterin [1, 2]:

  • Low-Density-Lipoprotein (LDL) oder "schlechtes" Cholesterin. Ein hoher LDL-Spiegel ist mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.
  • High-density Lipoprotein (HDL) oder "gutes" Cholesterin. Höhere HD-Werte sind mit einem geringeren Risiko für Herzerkrankungen verbunden.

Wenn Sie zu viel LDL oder zu wenig HDL haben, kann sich Cholesterin mit anderen Substanzen verbinden und sich in den Blutgefässen ablagern. Die Arterien verengen oder werden blockiert – bekannt als Atherosklerose – und Herz-Kreislauf-Probleme verursachen [1, 2].

Triglyceride sind ein weiteres wichtiges Körperfett (Lipid)[2]. In Verbindung mit niedrigem HDL-Cholesterin oder hohem LDL-Cholesterin erhöhen hohe Triglyceridwerte auch das Risiko für Atherosklerose – ein Vorbote für Herzerkrankungen und Schlaganfall [1, 2].

 

Cholesterin und Diabetes: Wie hängen sie zusammen?

Bei Typ-1-Diabetes besteht ein höheres Risiko für einen hohen LDL-Cholesterin- und Triglyceridspiegel [3]. Diabetes neigt auch dazu, "gute" Cholesterinspiegel zu senken [2]. Dies erhöht Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme [2, 3].

Wenn Ihre Lipidwerte aufgrund von Diabetes nicht ganz richtig sind, werden Ärzte sagen, Sie haben 'diabetische Dyslipidemie' [2].

Was ist diabetische Dyslipidemie?

Diabetische Dyslipidemie ist eine Erkrankung, die das Risiko für Arteriosklerose und frühzeitige koronare Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann [2].

Bei der Arteriosklerose verengen Fettablagerungen in Ihren Blutgefässen die Arterien und verhärten sie — was das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Erkrankungen der Kernz-Kranz-Gefässe erhöht [1, 2, 4].

Warum erhöht Diabetes den Cholesterinspiegel?

Es ist nicht ganz klar, warum Diabetes die Lipidwerte erhöht, aber Forscher halten Insulinmangel und hohe Blutzuckerwerte für mitverantwortlich [4].

Zum Beispiel erhöht schlechtes Blutzuckermanagement, wie es bei Diabetes vorkommen kann, die Triglyceridspiegel und in geringerem Masse die 'schlechten' Cholesterinspiegel [5]. Es senkt ausserdem den 'guten' Cholesterinspiegel [5].

Insulinmangel führt dazu, dass der Körper mehr Triglyceride produziert und in den Blutkreislauf abgibt [4].

 

Ihr Risiko eines erhöhten Cholesterinspiegels

Mehrere Faktoren erhöhen das Risiko eines erhöhten Cholesterinspiegels. Einige sind genetisch, andere erworben [6].

Risikofaktoren für einen hohen Cholesterinspiegel[6]:

  • Alter über 45 Jahre bei Männern oder über 55 Jahre bei Frauen
  • Familiengeschichte von vorzeitiger Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Bluthochdruck
  • Diabetes mellitus
  • Rauchen
  • Niedriger HDL-Cholesterinspiegel
  • Übermässiger Verzehr gesättigter Fette und Transfette
  • Körperliche Inaktivität
  • Übergewicht oder Fettleibigkeit [4]

Es ist wichtig, den Cholesterinspiegel zu testen [1]. So kennen Sie Ihre Werte, können Ihren Cholesterinspiegel kontrollieren und das Risiko von Herzproblemen senken [1].

 

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Verhindern eines hohen Cholesterinspiegels bei Diabetes

Wenn Sie Typ-1-Diabetes haben, kann die Kontrolle Ihres Blutzuckerspiegels dazu beitragen, schlechte Cholesterin- und Triglyceridwerte zu senken [4].

Es gibt noch andere Möglichkeiten, um die Fettwerte auf einem gesunden Niveau zu halten und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern [7, 8, 9]. Die folgenden Empfehlungen sind sowohl für die Verbesserung Ihres Cholesterinspiegels als auch für die Behandlung von Dyslipidemie geeignet, wenn Sie bereits daran leiden [4].

Gesunde Ernährung

Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte Lebensmittel bei Menschen mit Diabetes den Cholesterinspiegel verbessern können [7, 8].

  • Schränken Sie Ihre Fettaufnahme insgesamt ein. Fette sollten nicht mehr als 20-35% Ihrer gesamten Kalorienzufuhr ausmachen [10].
  • Reduzieren Sie die Aufnahme gesättigter Fette und Transfette durch [8, 11]:
    • Snacks
    • Gebackene Lebensmittel
    • Süssigkeiten
    • Frittierte Speisen
    • Rotes Fleisch
    • Verarbeitetes Fleisch wie Speck und Würstchen
    • Butter
    • Vollmilch
  • Nehmen Sie vorwiegend 'gesunde' Fette zu sich — einfach oder mehrfach ungesättigte Fette [7], beispielsweise in [8]:
    • Nüssen und Samen 
    • Pflanzlichen Öle (z.B. Olivenöl)
    • Avocado
    • Fettfische wie Lachs und Makrele
  • Essen Sie mehr Ballaststoffe. Zu den ballaststoffreichen Lebensmitteln gehören frisches Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Obst [8, 9]. Nahrungsmittel mit hohem Ballaststoffgehalt können das Risiko für Herzerkrankungen verringern [8].

Lifestyle-Änderungen

Die folgenden Änderungen des Lebensstils können die Lipidwerte bei Menschen mit Diabetes verbessern:

  • Abnehmen (wenn Ihr Arzt dazu rät). Schon geringe Gewichtsreduktionen können zu einer Verbesserung der Blutzucker- und Lipidwerte führen [4]. Wenn Sie sowohl Adipositas als auch Diabetes haben, können chirurgische Eingriffe helfen, Gewicht zu verlieren [4].
  • Seien Sie körperlich aktiver. Machen Sie mindestens 150 Minuten moderates Herz-Kreislauf-Training oder mindestens 90 Minuten intensives Herz-Kreislauf-Training pro Woche [7]. Versuchen Sie täglich 30-60 Minuten flott zu gehen und bewegen Sie sich tagsüber, beispielsweise mit Gartenarbeit oder Hausarbeit [7]. Lesen Sie unseren Artikel über Trainieren mit Diabetes.
  • Trinken Sie wenig oder keinen Alkohol. Wenn Sie trinken, begrenzen Sie Ihren Konsum auf ein Getränk für Frauen und zwei Getränke für Männer pro Tag [7]. Alkohol erhöht die Kalorienzufuhr. Deshalb sollten Sie nicht trinken, wenn Sie versuchen, abzunehmen [7]. Wenn Ihre Blutfettwerte hoch sind, versuchen Sie, Ihren Alkoholkonsum einzuschränken, da er diese Werte weiter nach oben treiben kann [7].
  • Hören Sie mit dem Rauchen auf. Rauchen und Dampfen senken das (gute) HDL-Cholesterin[11]. Mit dem Rauchen aufhören kann helfen, das LDL-Cholesterin zu senken und das HDL-Cholesterin zu erhöhen [11]. Denken Sie daran, dass es Beratungsprogramme und Nikotinersatzmedikamente gibt, die Ihnen beim Aufhören helfen können [7].

Hilfe und Unterstützung

Sprechen Sie mit einem Diät- oder Ernährungsberater, damit Sie Ihre Ziele erreichen und Ihr Cholesterin in Schach halten [9].

Ein Ernährungsberater ist ein wertvolles Mitglied Ihres Gesundheitsteams [9]. Er kann Ihnen bei der Erstellung eines individuellen Ernährungsplans und bei seiner Einhaltung helfen [9]. Und er kann Ihnen beim Abnehmen helfen, eine Diät zusammenstellen, die für Sie funktioniert  und Ihre Ernährungsziele auf Ihre körperlichen Aktivitäten sowie auf Medikamente abstimmen, die Sie möglicherweise einnehmen [9].

Generell ist die Zusammenarbeit mit Ihrem Gesundheitsteam der beste Weg, um einen Behandlungsplan zu erstellen und Ihre Gesundheitsziele zu erreichen [11]. Denken Sie daran: Ihr Team ist da, um Sie zu unterstützen. Zögern Sie deshalb nicht, wenn Sie Hilfe oder Klärung benötigen [11].

Regelmässige Gesundheitschecks

Wie oft Sie Ihren Cholesterinspiegels kontrollieren, hängt von mehreren Faktoren ab, wie Alter und Herz-Kreislauf-Risiko [3, 7].

Im Allgemeinen wird empfohlen, dass Sie Ihre Lipidwerte mindestens einmal im Jahr messen, oder öfter, wenn Sie bestimmte Ziele erfüllen müssen [7].

Wenn Sie unter 40 sind:

  • Lassen Sie Ihre Werte messen, wenn Sie die Diabetes-Diagnose erstmals erhalten [3]
  • Wenn Ihre Fettwerte gut sind, reicht es, sie alle zwei bis fünf Jahre testen zu lassen [3, 7]

Die Kontrollen sollten Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride und LDL-Cholesterin umfassen [5].

Statine

Ihr Arzt wird möglicherweise lipidsenkende Arzneimittel wie Statine zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfehlen [7].

Dies kann der Fall sein, wenn Sie über 40 sind und/oder wenn Sie andere kardiovaskuläre Risikofaktoren haben, wie Bluthochdruck, wenn Sie rauchen oder wenn Sie Angehörige mit früher koronarer Herzerkrankung haben [7].

 

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Hoher Cholesterinspiegel

Wenn Tests ergeben, dass Ihr Cholesterinspiegel bereits hoch ist, wird Ihr Arzt oder das Gesundheitsteam Ihnen wahrscheinlich empfehlen, mit den oben genannten Änderungen Ihres Lebensstils zu beginnen [5, 12]. Dazu gehören [12]:

  • Reduzierung des Anteils gesättigter Fettsäuren und Cholesterin in Ihrer Ernährung
  • Gewichtsabnahme
  • Mehr Bewegung
  • Mit dem Rauchen aufhören

Wenn eine Änderung des Lebensstils und eine Ernährungstherapie nicht funktionieren – und abhängig von Ihrem individuellen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – kann Ihnen Ihr Arzt Medikamente verschreiben [5, 12].

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über Ihre individuellen Cholesterinziele und den besten Ansatz, diese zu erreichen [3].

Wenn Sie auf ärztliches Anraten mit einer medikamentösen Behandlung beginnen, wird Ihnen Ihr Arzt möglicherweise empfehlen, die Cholesterintests 4 bis 12 Wochen nach Beginn der Behandlung zu wiederholen und anschliessend alle 3 bis 12 Monate [5].

Oft wird in Verbindung mit einer medikamentösen Behandlung auch eine Änderung des Lebensstils empfohlen [5]. Zum Beispiel können Sie dazu angehalten werden, Ihrer Ernährung mehr pflanzliche Sterole und Omega-3-Fettsäuren hinzuzufügen oder eine mediterrane Diät zu befolgen [5].

 

Cholesterin und Diabetes: Fazit

Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes muss der Cholesterinspiegel regelmässig getestet werden [2].

Obwohl Diabetes häufig mit einem erhöhten Cholesterinspiegel einhergeht, können Sie einiges tun, um ihn in Schach zu halten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen [2]. Denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind – Ihr Gesundheitsteam steht an Ihrer Seite. Zögern Sie deshalb nicht, um Hilfe auf Ihrem Weg zu einem gesunden Herzen zu bitten [11].

 

Quellen

  1. American Heart Association, Was ist Cholesterin? Aufgerufen am 21.03.2023. Verfügbar unter: https://www.heart.org/en/health-topics/cholesterol/about-cholesterol
  2. American Heart Association, Cholesterin und Diabetes. Aufgerufen am 21.03.2023. Verfügbar unter:
    https://www.heart.org/en/health-topics/diabetes/diabetes-complications-and-risks/cholesterol-abnormalities--diabetes
  3. American Diabetes Association, Health Checks for People with Diabetes, Aufgerufen am 21.03.2023. Verfügbar unter:
    https://diabetes.org/diabetes/newly-diagnosed/health-checks-people-with-diabetes
  4. Schofield JD, Liu Y, Rao-Balakrishna P, Malik RA, Soran H. Diabetes Dyslipidemia. Diabetes Ther. 2016;7(2):203-219. doi:10.1007/s13300-016-0167-x. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4900977/
  5. Feingold KR. Dyslipidemia in Diabetes. [Aktualisiert am 10. August 2020]. In: Feingold KR, Anawalt B, Blackman MR, et al., Herausgeber. Endotext [Internet]. South Dartmouth (MA): MDText.com, Inc.; 2000-. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK305900/
  6. Ibrahim MA, Asuka E, Jialal I. Hypercholesterolemia. [Aktualisiert am 24. Oktober 2022]. In:
    StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK459188/
  7. Buse JB, Ginsberg HN, Bakris GL, et al. Primary prevention of cardiovascular diseases i n people with diabetes mellitus: a scientific statement from the American Heart Association and the American Diabetes Association. Diabetes Care.
    2007;30(1 ): 162-172. doi:10.2337/dc07-9917.
    https://diabetesjournals.org/care/article/30/1/162/28217/Primary-Prevention-of-Cardiovas cular-Diseases-in
  8. American Diabetes Association, Go Heart-Healthy, Aufgerufen am 22.03.2023. Verfügbar unter: https://diabetes.org/healthy-living/recipes-nutrition/meal-planning/go-heart-healthy
  9. Evert AB, Dennison M, Gardner CD, et al. Nutrition Therapy for Adults With Diabetes or Prediabetes: A Consensus Report. Diabetes Care. 2019;42(5):731-754.
    doi:10.2337/dci 19-0014.
    https://diabetesjournals.org/care/article/42/5/731/40480/Nutrition-Therapy-for-Adults-Wit h-Diabetes-or
  10. Eilander A, Harika RK, Zock PL. Intake and sources of dietary fatty acids in Europe: Are current population intakes of fats aligned with dietary recommendations? Eur J Lipid Sci Technol. 2015 Sep;117(9):1370-1377. doi: 10.1002/ejlt.201400513. Epub 19. Aug. 2015. PMID: 26877707; PMCID: PMC4736684. Aufgerufen am 12.06.2023. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4736684/
  11. American Heart Association, Prevention and Treatment of High Cholesterol (Hyperlipidemia). Aufgerufen am 22.03.2023. Verfügbar unter:
    https://www.heart.org/en/health-topics/cholesterol/prevention-and-treatment-of-high-chol esterol-hyperlipidemia
  12. Haffner SM; American Diabetes Association. Dyslipidemia management in adults with diabetes. Diabetes Care. 2004;27 Suppl 1:S68-S71. doi:10.2337/diacare.27.2007.s68. https://diabetesjournals.org/care/article/27/suppl 1/s68/24695/Dyslipidemia-Managemen t-in-Adults-With-Diabetes
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Stammzellentherapie für Diabetes Typ 1

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Die Stammzellenbehandlung für Diabetes ist ein neues, vielversprechendes Forschungsgebiet, insbesondere für Typ-1-Diabetes [1].

In diesem Artikel stellen wir die neuesten Fortschritte in der Stammzellforschung für Typ-1-Diabetes, die möglichen zukünftigen Heilungschancen für Typ-1-Diabetes durch Stammzelltechnologie sowie die Herausforderungen und Risiken dieser potenziellen Behandlung vor.

Was ist Stammzelltherapie?

Stammzelltherapie ist eine vielversprechende Behandlung für verschiedene Erkrankungen, einschliesslich Diabetes [1, 2]. Um zu verstehen, wie sie funktioniert, müssen wir zuerst verstehen, was Stammzellen sind.

Was sind Stammzellen?

Stammzellen sind einzigartige unspezifische Körperzellen, die sich erst noch zu einem spezifischen Zelltyp entwickeln müssen [2]. 

Der menschliche Körper braucht Stammzellen, um neues Gewebe zu erzeugen; Stammzellen sind der Ursprung für Zellen in Geweben [2]. Stammzellen können sich beliebig oft teilen und erneuern und bei Bedarf in spezifische Zellenarten ausdifferenzieren [2].

In verschiedenen Lebensphasen haben wir Stammzellen in unserem Körper – vom Embryo bis zum Erwachsenenalter [2]. 

Woher kommen Stammzellen?

Stammzellen existieren in den meisten Geweben des menschlichen Körpers, so dass sie verschiedenen Stellen entnommen werden können [2]. Häufige Quellen für die Entnahme von Stammzellen [2]: 

  • Embryonen
  • Nabelschnur
  • Knochenmark
  • Zähne und Zahngewebe

Stammzellforschung und - therapie

In der Stammzellforschung isolieren und kontrollieren Wissenschaftler Stammzellen im Labor, um sie zur Bildung neuer Stammzellen oder anderer spezifischer (oder differenzierter) Zelltypen oder Gewebe zu verwenden [2].


Mit Hilfe der Forschung können wir besser verstehen, wie sich bestimmte Erkrankungen entwickeln und einen Weg zur Behandlung finden[2]. Die Stammzelltherapie hat erhebliches Potenzial in der regenerativen Medizin, da Stammzellen in der Lage sein können, Gewebe neu aufzubauen, das unter bestimmten Bedingungen geschädigt wird [2]. Möglicherweise können Stammzellen künftig zur Wiederherstellung von Herzgewebe nach einem Herzinfarkt oder zur Behandlung degenerativer Erkrankungen eingesetzt werden [2].

In den letzten Jahrzehnten wuchs das Interesse an Stammzelltherapie zur Behandlung oder Heilung von Typ-1-Diabetes [3].  

 

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Wie können Stammzellen zur Diabetesbehandlung eingesetzt werden?

Bei Typ-1-Diabetes oder insulinabhängigem Diabetes greift das Immunsystem insulinbildende Betazellen in der Bauchspeicheldrüse an [3]. Dadurch entsteht in der Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin, was zu hohem Blutzucker und diversen gesundheitlichen Problemen führt [3].


Die tägliche Verabreichung von Insulin ist für Menschen mit Typ-1-Diabetes zur Regulierung des Blutzuckerspiegels unerlässlich [3]. Die Insulineinnahme kehrt jedoch weder den Typ-1-Diabetes um, noch hilft sie Menschen, Insulinunabhängigkeit zu erreichen und ohne Medikamenteneinnahme einen normalen Blutzuckerspiegel zu erreichen [3].


Bei der Suche nach einer Behandlung für Typ-1-Diabetes, die das Blutzuckermanagement wieder herstellt, damit Menschen nicht mehr auf Insulin angewiesen sind, haben Pankreastransplantationen oder Pankreas-Inselzelltransplantationen vielversprechende Ergebnisse gezeigt [3]. Dennoch gibt es Einschränkungen bei dieser Behandlungsoption und die Risiken einer Abstossung und Spendermangel haben Forscher dazu gebracht, nach Alternativen wie Stammzelltherapie zu suchen [3].

Mit Hilfe von Stammzellen können insulinbildende Zellen, Langerhans-Inseln (Cluster dieser Zellen) oder sogar komplette Bauchspeicheldrüsen gebildet werden [3]. Dieser Fortschritt könnte ein echter Durchbruch bei der Behandlung von Typ-1-Diabetes sein [3]. 

 

Bisherige Forschung zur Stammzelltherapie bei Diabetes

Bisher haben Forscher mehrere Stammzelltypen verwendet, um insulinproduzierende Zellen zu erzeugen oder die normale Entwicklung der Bauchspeicheldrüse nachzuahmen, mit unterschiedlichen Erfolgen [3]. In den letzten beiden Jahrzehnten haben mehrere Tierstudien gezeigt, dass transplantierte Beta-ähnliche Zellen (die aus Stammzellen gewonnen werden) Insulin absondern, hohen Blutzucker umkehren und monatelang einen gesunden Blutzuckerspiegel halten können [3]. 

Es gibt jedoch signifikante Unterschiede zwischen Tiermodellen und Menschen [3]. Was also zeigt die Forschung am Menschen?

Klinishce Studien

Mehrere klinische Studien der letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass Knochenmarkstammzellen und Nabelschnurstammzellen Fälle von neu einsetzendem Typ-1-Diabetes verbessern könnten [3]. Diese Studien haben ergeben, dass die Behandlung dazu beitragen könnte, die Funktion der Betazellen zu erhalten, den Blutzuckerspiegel zu senken, den täglichen Insulinbedarf zu verringern und die Episoden schwerer Hypoglykämien zu reduzieren [3]. 

Obwohl sich die Behandlungen in diesen Studien als wirksam und gut verträglich erwiesen, waren sie insgesamt überschaubar, mit einer kurzen Nachbeobachtungszeit und kein Patient erreichte Insulinunabhängigkeit, was bedeutet, dass jeder Teilnehmer weiter Insulin spritzen musste [3]. 

Neuere Forschungen ergaben diesbezüglich jedoch einige vielversprechende Fortschritte.

Neue Forschung 2022 verspricht Insulin-Unabhängigkeit

In einer neuen klinischen Studie verwendeten Forscher Stammzellen, um Insulin-produzierende Betazellen im Labor zu erzeugen und pflanzten sie zwei Menschen mit Typ-1-Diabetes ein [4]. 

Danach benötigte ein Patient 30% weniger Insulininjektionen als vor der Transplantation und der andere erreichte volle Insulinunabhängigkeit — was bedeutet, dass er nun das gesamte Insulin, das er benötigt, selbst produziert und nicht mehr spritzen muss [4, 5].

Nach den vorläufigen Ergebnissen, die im Juni 2022 bekannt gegeben wurden, lag der Blutzuckerspiegel bei beiden Patienten auch nach der Transplantation deutlich länger im Normalbereich als davor [4, 5].

Dr. Camillo Ricordi, M.D., Professor für Chirurgie und Direktor des Diabetes Research Institute an der University of Miami Miller School of Medicine und Vorsitzender des Lenkungsausschusses für die klinische Studie: "Die Ergebnisse der ersten beiden Patienten, die mit der Hälfte der Zieldosis behandelt wurden, sind bemerkenswert und ermutigend, da wir die Behandlung durch Stammzelltherapie von Patienten mit Typ-1-Diabetes weiterhin untersuchen." [5]

Diese klinische Prüfung läuft noch [4].

 

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Herausforderunger der Stammzellbehandlung bei Diabetes

Insgesamt haben Studien bestätigt, dass Stammzelltherapie bei Typ-1-Diabetes wirksam und gut verträglich ist, mit minimalen Nebenwirkungen [1, 3, 5, 6]. Dennoch müssen Forscher erst noch verstehen, wie sie Patienten dabei helfen können, komplett unabhängig von Insulininjektionen zu werden [3] und die Herausforderungen und Bedenken hinsichtlich der Risiken dieser Therapie bleiben bestehen [1, 3, 7].


Eine grosse Herausforderung bei der Stammzellbehandlung für Diabetes Typ 1 ist, dass das Immunsystem des Patienten die transplantierten Betazellen abstossen kann [3]. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei Typ-1-Diabetes um eine Autoimmunerkrankung handelt [3].


Um dieses Problem zu vermeiden, müssen Teilnehmer an klinischen Studien mit Stammzellen auch Immunsuppressiva einnehmen [5]. Die Langzeitanwendung von Immunsuppressiva kann jedoch Nebenwirkungen haben und das Infektions- und Tumorrisiko erhöhen [7].

Die Forscher arbeiten deshalb aktiv an Technologien, die Immunsuppressiva überflüssig machen [3, 5]. Dazu gehört die Verkapselung, bei der die Betazelle in eine Kapsel kommt, die sie vor Autoimmunangriffen schützt, während sie weiter Insulin abgibt [3, 5]. 

Ein weiteres Hindernis besteht darin, dass einige der verwendeten Stammzellen nicht vollständig ausgereift sind und Forscher nicht mit Sicherheit wissen, wie sich diese Zellen nach einer Transplantation im Körper eines Menschen verhalten [3, 7]. Beispielsweise könnten Stammzellen auf Grund genetischer Veränderungen krebserregend werden, was das Tumorrisiko erhöht [1, 7]. 

Obwohl in mehreren Studien die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Stammzellen zur Behandlung von Typ-1-Diabetes festgestellt wurde, weisen Experten darauf hin, dass diese Risiken sorgfältig geprüft werden sollten und grössere Studien mit längerer Nachbeobachtung erforderlich sind [1, 6].

 

Die Zukunft: Ist Stammzellbehandlung ein Heilmittel für Diabetes?

Trotz der genannten Herausforderungen sind Experten zuversichtlich, dass die Stammzelltherapie tatsächlich ein vielversprechender Weg zur Heilung von Typ-1-Diabetes ist [3, 7].

2013 kamen die Autoren von Stem Cell Therapy to Cure Type 1 Diabetes: From Hype to Hope zu folgendem Schluss: „Die Anwendung der Stammzelltherapie bei der Heilung von T1D [Typ-1-Diabetes] erscheint äusserst vielversprechend und ist verbunden mit der Hoffnung auf dauerhafte Heilung“ [7].

Ein Jahrzehnt signifikanter Fortschritte später, geben sich die Autoren einer weiteren Überprüfung noch zuversichtlicher. „Trotz [der] Hindernisse“, schreiben Chen et al., „stellt die Stammzellentherapie für T1DM den fortschrittlichsten Ansatz zur Heilung von Typ-1-Diabetes dar“ [3]. 

 

Stammzellenbehandlung für Diabetes: Fazit

Die Behandlung von Diabetes mit Stammzellen ist ein spannendes Forschungsgebiet mit bisher vielversprechenden Ergebnissen [3, 7]. 

Wenn Wissenschaftler eine Stammzellbehandlung erfolgreich durchführen können, kann dies Menschen mit Typ-1-Diabetes helfen, ihren Blutzucker ohne Insulininjektionen im normalen Bereich zu halten [3, 4].

Allerdings müssen die langfristigen Risiken in Betracht gezogen werden und wir brauchen grössere Studien mit längerer Nachbeobachtung, bevor wir diese Therapie umfassend umsetzen können [1, 6].

 

Quellen

  1. Rahim F, Arjmand B, Shirbandi K, Payab M, Larijani B. Stem cell therapy for patients with diabetes: a systematic review and meta-analysis of metabolomics-based risks and benefits. Stem Cell Investig. 2018;5:40. Veröffentlicht 14. Nov. 2018 doi:10.21037/sci.2018.11.01. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6286886/
  2. Science Direct Topics, Stem cells - an overview. Aufgerufen am 22.03.2023. Verfügbar unter: https://www.sciencedirect.com/topics/engineering/stem-cells
  3. Chen S, Du K, Zou C. Current progress in stem cell therapy for type 1 diabetes mellitus. Stem Cell Res Ther. 2020;11(1):275. Veröffentlicht am 8. Juli 2020 doi:10.1186/s13287-020-01793-6, https://stemcellres.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13287-020-01793-6
  4. JDRF, Promising stem cell therapy for type 1 given green light to progress. Aufgerufen am 22.03.2023. Verfügbar unter: https://jdrf.org.uk/news/promising-stem-cell-therapy-for-type-1-given-green-light-to-progress/
  5. Vertex Investors, Vertex Presents New Data from VX-880 Phase 1/2 Clinical Trial at the American Diabetes Association 82nd Scientific Sessions. Aufgerufen am 22.03.2023. Verfügbar unter: https://investors.vrtx.com/news-releases/news-release-details/vertex-presents-new-data-vx-880-phase-12-clinical-trial-american
  6. Zhang Y, Chen W, Feng B, Cao H. The Clinical Efficacy and Safety of Stem Cell Therapy for Diabetes Mellitus: A Systematic Review and Meta-Analysis. Aging Dis. 2020;11(1):141-153. Veröffentlicht 1. Feb. 2020 doi:10.14336/AD.2019.0421. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6961772/
  7. Chhabra P, Brayman KL. Stem cell therapy to cure type 1 diabetes: from hype to hope. Stem Cells Transl Med. 2013;2(5):328-336. doi:10.5966/sctm.2012-0116. https://academic.oup.com/stcltm/article/2/5/328/6385737
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